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Ein Jahr DJI Osmo – gewöhn dich dran

Vor knapp einem Jahr habe ich mir meinen DJI Osmo gekauft. Eigentlich hätte es ja eine „normale“ Action-Cam werden sollen, aber ich war so fasziniert von dem Ding, dass ich zugeschlagen habe. Ich dachte mir, mit dem Gimbal hat man viel mehr Möglichkeiten als mit einer einfachen GoPro. Doch weit gefehlt. Der DJI Osmo ist kein Ersatz für eine Action-Cam, er ist etwas ganz anderes. Nämlich zickig. Wenn man sich aber, so wie ich, einmal an die Eigenheiten gewöhnt hat, dann will man ihn nicht mehr hergeben.

Nach den ersten paar Aufnahmen mit meinem Osmo habe ich schnell gemerkt, dass ich Zubehör brauche. Zuallererst einmal ein zusätzliches Mikrofon. Das eingebaute taugt überhaupt nichts, ist viel zu leise und nimmt eigentlich nur Nebengeräusche auf. Also habe ich noch eine Universalhalterung, einen Verlängerungs- und einen Knickarm gekauft. Mit dem Rode VideoMic Go hatte ich schon ein geeignetes Mikrofon, mit dem Zubehör auch den Platz, um das Mikro auch zu befestigen. Hatte ich jetzt alles, um tolle Aufnahmen machen zu können? Mitnichten. Es fehlten noch entsprechende Filter, damit ich die feste Blende an die verschiedenen Lichtverhältnisse anpassen konnte.

Das nervt am Osmo

Fangen wir am Anfang an. Du schaltest den Osmo ein, verbindest dich mit dem WLAN, öffnest die App und dann – lange Zeit nichts. Der Verbindungsaufbau dauert ewig. In neun von zehn Fällen funktioniert er auch. Wenn die App den Osmo nicht erkennt, fängst du einfach von vorne an. Osmo aus, Osmo an, WLAN verbinden und warten. Irgendwann bekommst du ein Bild. So ähnlich ist es, wenn du den Osmo nur aus dem Ruhezustand holst. Zwar reagiert er sofort, wenn du in der App auf „Aufwecken“ drückst, das Bild dauert aber auch wieder ewig, bis es angezeigt wird. Zwingt mich manchmal dazu, Aufnahmen im Blindflug zu machen.

Willst du den Filter wechseln, brauchst du Fingerspitzengefühl. Das Gewinde vor der Linse des Osmo ist erstens aus Kunststoff und zweitens sehr empfindlich. Das Gewinde am Filter ist aber aus Metall. Wenn du hier nicht vorsichtig bist, kann es passieren, dass du ein neues Gewinde in das Gehäuse der Kamera schneidest. Deshalb lege ich den Osmo zum Filter tauschen immer hin, fixiere den Gimbal und bringe den Filter vorsichtig an. Hilfreich ist es auch, wenn du den Filter zuerst in die Gegenrichtung drehst, dann findet er seinen Weg fast von alleine. Geht er zu stark, hör sofort auf und fange von vorne an.

Der kleine Joystick am Griff zur Steuerung des Gimbal ist so ungenau, dass ich ihn kaum nutze. Die Kamerabewegungen werden viel zu hastig. Deshalb richte ich den Gimbal fast immer über mein Smartphone aus. Und hier kommt schon der nächste Nachteil: Die Bildübertragung vom Osmo aufs Smartphone hat eine Verzögerung von einer geschätzten halben Sekunde. Das heißt also, bis du glaubst, dass du dein Motiv in der Bildmitte hast, ist der Gimbal eigentlich schon ein Stück weiter. Mit etwas Übung kriegst du das aber hin.

Und zuguter letzt noch die Tonqualität. Das eingebaute Mikrofon kannst du vergessen. Inzwischen habe ich zwei – das Rode VideoMic Go und das kleine Flexi-Mic von DJI. Ersteres habe ich meistens auf einem eigenen Stativ daneben stehen, zweiteres steckt einfach vorne dran. Am Anfang habe ich das VideoMic auf die Universalhalterung geschraubt. Das Lüftergeräusch am gimbal ist jedoch sehr laut. Das nimmt dein Mikro dann auch mit auf. Außerdem knackt es ab und zu bei der Tonaufnahme. Liegt wahrscheinlich an einer schlechten Abschirmung von wasweißichwas. Ist mir auch egal.

Also merk dir eines: Tonaufnahmen mit einem Mikrofon in der Nähe des Gimbals kannst du vergessen. Das Surren kriegst du auch in der Nachbearbeitung nicht weg.

Was taugt der Osmo?

Ich verwende den DJI Osmo hauptsächlich am Galgen-Stativ. Ich kann entweder den Gimbal übers Smartphone steuern oder fixieren und das Stativ drehen. Denn das Galgenstativ macht aus dem Osmo einen kleinen Kamerakran, mit dem du Videos in einer neuen Dimension aufnehmen kannst. Natürlich braucht es etwas Übung, bis man das richtige Gefühl dafür entwickelt hat.

Für Innenaufnahmen ist der Osmo nur dann geeignet, wenn du genügend Licht hast – also entweder am Tag filmst oder eine entsprechende Beleuchtung aufstellst. Die feste Blende braucht das. In meinem Fall ist es eine Fotoleuchte, die auf der Universalhalterung hängt, und bis zu fünf Softboxen, die ich entsprechend aufstelle. Dann kriegst du selbst Zeitlupen:Aufnahmen in einer akzeptablen Qualität hin.

Draußen macht der Osmo umso mehr Spaß. Dort hast du meistens mehr als ausreichend Licht, damit deine Aufnahmen auch passen. Hier kommen dann die Filter ins Spiel. Schon bei wenig Licht setze ich den ND8-Filter auf, wenn es heller wird auch mal ND16 oder ND32. Diese Dinger sind ein Must-Have, ansonsten werden deine Aufnahmen massiv überbelichtet.

Meine Aufnahmen mache ich im Standard mit 4K und 25 Bildern pro Sekunde, also Farbprofil nehme ich D-Log. Das sieht zwar auf den ersten Blick extrem flach aus, gibt dir aber in der Nachbearbeitung mehr Spielraum. Farbkorrektur geht damit einfach wie noch nie. Wenn du nicht Nachbearbeiten möchtest oder sowieso immer nur mit dem Osmo aufnimmst, dann kannst du auch ein anderes Farbprofil verwenden.

Mein Fazit

Der DJI Osmo ist kein Ersatz für eine „normale“ Kamera oder eine Action Cam, sondern eine sinnvolle Ergänzung.. Meinen Osmo habe ich die meiste Zeit am Galgen-Stativ hängen, das Smartphone habe ich für die Steuerung in der Hand. Wenn ich Tonaufnahmen brauche, habe ich das Rode VideoMic Go auf einem eigenen Stativ in sicherer Entfernung stehen, damit ich die Nebengeräusche reduzieren kann. Für schnelle Tonaufnahmen habe ich mir noch das Flexi-Micro gekauft, das ich einfach auf den Osmo stecken kann. Nimmt zwar auch Nebengeräusche auf, ist aber akzeptabel. Und knacken tuts nicht mehr.

Die Bildqualität ist im Vergleich zu einer DSLR dank 4K und entsprechenden Farbprofilen klar überlegen. In der Nachbearbeitung, besonders in der Farbkorrektur, kriegst du wahnsinnig tolle Ergebnisse. Ich habe einmal DSLR- mit Osmo-Aufnahmen geschnitten mit dem Fazit, dass ich die Osmo-Aufnahmen an die DSLR angleichen musste, weil ich bei den DSLR-Aufnahmen keine vernünftige Korrektur machen konnte.

Wenn man sich also an die paar Kleinigkeiten wie Tonqualität oder Bildübertragung gewöhnt hat, will man nicht mehr auf seinen Osmo verzichten. Er bietet einfach so viel mehr Möglichkeiten, lässt sich mit sinnvollem Zubehör erweitern und das zu einem sehr guten Preis.  Ich würde mir den Osmo auf jeden Fall wieder kaufen.

Sag uns deine Meinung

Du hast auch einen DJI Osmo und findest, dass ich etwas vergesen oder einfach nur falsch gemacht habe? Dann schreibs doch in die Kommentare.

 

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