Darf man das? Regeln beim Filmen

Ich sitze gerade im Zug und schreibe diesen Artikel. Mir gegenüber sitzt ein Mädchen, ungefähr zehn Jahre alt, mit Kopfhörern im Ohr und singt. Zwar nicht laut, aber doch hörbar. Der Zugbegleiter fragt mich, ob mich das stört. Nein, tuts nicht. Soll sie doch singen. Vielleicht hat sie mal Talent. Es gibt auch keine Regel, die ihr das verbietet – noch nicht. Möglicherweise ist es in einer nicht allzu fernen Zukunft verboten, in der Öffentlichkeit zu singen. Aber nicht, weil es stört, sondern weil es als Urheberrechtsverletzung gewertet wird.

Früher war alles besser. Das hat schon meine Oma immer gesagt.  Sie weilt zwar schon seit zwanzig Jahren nicht mehr unter den Lebenden, der Spruch gilt aber heute noch – selbst beim Filme machen. Früher durfte man alles. Überall filmen, ohne dass man fragen musste, man durfte überall mit seiner Drohne fliegen und man konnte jede Musik für seine Videos verwenden und dann auf YouTube hochladen. Jaja, früher war halt alles besser.

Beachte die Regeln!

Chinesische Regeln

Willst du heute Filmaufnahmen machen, müsstest du eigentlich von jedem das Einverständnis einholen. Am besten schriftlich. Mit der Drohne darfst du sowieso nur mehr in der Wüste Gobi fliegen und wenn du die falsche Musik für dein Video nimmst, weil die Gratis-Titel eh immer fad sind, dann wirst du im schlimmsten Fall bei YouTube rausgeschmissen. Soviel zur besseren Zukunft.

Je mehr Menschen sich mit einer Sache beschäftigen, desto mehr wird sie reglementiert. Das war schon immer so. Ganz am Anfang, als die ersten Automobile aufgekommen sind, musste man weder sein Gefährt zulassen noch gab es eine Straßenverkehrsordnung. Die kam erst, als mehr Autos unterwegs waren. Abgesehen von manchen Auswüchsen wie dem Red Flag Act in England, sind diese Regeln wichtig – ansonsten würde es nur Chaos geben.

Schutz der Persönlichkeit

Security Mitarbeiter

Dass ich bei fremden Leuten nicht ins Wohnzimmer reinfilmen darf, ist klar. Aber in der Öffentlichkeit wird ständig fotografiert und gefilmt. Sofern ich Aufnahmen nur für den persönlichen Gebrauch mache, ist das kein Problem. Wenn ich das Video aber dann auf YouTube oder Facebook hochlade, mache ich mich strafbar – solange ich nicht die Einwilligung der Person habe, die darauf eindeutig erkennbar ist.

Ich würde gerne einmal wissen, auf wie vielen Bildern ich schon drauf bin, die von Touristen geschossen wurden – und wie viele davon im Internet zugänglich sind. Kann ich die verklagen? Nein, denn weil ich zufällig auf einem Foto vom Brandenburger Tor drauf bin, dann zählt das nicht. Dann bin ich nur Beiwerk, denn die Abbildung dient einem höheren Interesse – nämlich der Kunst. Es ist also kompliziert.

Der Ton macht die Musik

Kind musiziert

Bei meinem ersten Film, den ich vor siebzehn Jahren gemacht habe, war Musik von Moby drinnen. Bei einem weiteren Film war „Straight to Hell“ von Rage drauf. Das war 2006. In beiden Fällen konnte ich die Videos auf YouTube hochladen, ohne das es jemanden gekratzt hat, ob ich die Lieder verwenden darf. Wobei Moby inzwischen viele Titel frei zugänglich gemacht hat. Sehr löblich.

Es gibt zwar eine ganze Reihe von freien Titeln, für mich klingen die aber immer gleich. Coole Musik ist meistens nicht frei. Wenn du einen Titel verwendest, der geschützt ist, dann kannst du alles haben – eine E-Mail von YouTube, die dir sagt, dass die Werbeeinnahmen aus deinen Videos abgeführt werden bis hin zum Rauswurf. Das war früher einfacher.

Übertreibt mal nicht

Übertrieben

Manchmal wird aber auch ein wenig übertrieben. In einem meiner letzten Artikel habe ich mich gewundert, wo denn die ganzen Drohnen sind. Es ist noch immer eine Randgruppenerscheinung und wird es auch bleiben. Denn die Leute überlegen sich das zwei Mal, ob sie sich eine kaufen – offensichtlich darf man damit sowieso nicht mehr fliegen.

Trotzdem beschäftigt sich sogar die EU damit, Regeln dafür festzulegen. Wie wenn es ein Massenphänomen wäre. Was sie eben nicht sind. Da haben wir ganz andere, eScooter zum Beispiel. Mit denen ich nicht fahre. Weil ich nicht weiß, wo ich darf und wo nicht.

Früher war eben alles besser

Alte Autos

Regeln sind notwendig. Damit Personen, deren Gesundheit und deren Rechte geschützt werden. Nur schießen die Regeln und Gesetze manchmal etwas übers Ziel hinaus. Was macht es für einen Unterschied, ob ich auf einer Aufnahme mit oder ohne Brandenburger Tor drauf bin? Ich bin in beiden Fällen eindeutig erkennbar. Trotzdem darf das Foto in einem Fall veröffentlicht werden, in einem anderen nicht.

War deswegen früher alles besser? Nein, denn da hatten die Leute andere Sorgen als Copyright, DSGVO und Drohnen-Verordnung. Die gab es damals nämlich noch nicht. Auch keine Geschwindigkeitsbeschränkungen auf österreichischen Autobahnen. Die kam erst, als die Autos schneller wurden.

Und das singende Mädchen? Das ist gerade ausgestiegen. Jetzt kehrt wieder Ruhe ein. Wie Langweilig..

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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