Warum Videos machen Zeit braucht

Videos machen braucht Zeit. Wenn du zu viel davon hast, kannst du ja damit anfangen. Oder ein anderes, weniger zeitraubendes Hobby suchen. Wie zum Beispiel Golf spielen oder Fischen. Ich habe beides probiert. Ist nicht meins. Ich mache lieber Videos.

Wenn ich ein neues Video mache, werde ich schon beim Filmen gefragt, wann es fertig ist. Die zweite Frage, die ich kriege, ist „Warum dauert es mehrere Tage, bis das fertig ist?“ oder „Geht das schneller?“. Nein, geht nicht. Videos machen dauert eben seine Zeit. Und gute Videos brauchen dann doppelt so lange.

Was machst du da die ganze Zeit?

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Ein Videoclip von einer Minute Länge benötigt ungefähr ein bis drei Stunden Arbeit, je nachdem, was ich damit mache. Willst du also ein Video mit acht Minuten, wird daran insgesamt sechzehn Stunden gearbeitet. Das Konzept erstellen dauert dabei nicht lange. Viel Zeit brauchst du bei den Aufnahmen und in der Nachbearbeitung. Willst du eine Animation auch noch rein? Zehn Sekunden davon verschlingen drei Stunden.

Ein Beispiel: Eine Folge für „Drei Engel im Stall“, die knapp eine Minute dauert, ist in ungefähr zwei Stunden fertig. Das Erstellen der Titelsequenz von „Drei Engel im Stall“, die nur ein paar Sekunden dauert, hat alleine vier Stunden gebraucht. Somit hat das Erstellen der ersten Folge sechs Stunden gedauert – für eine Minute fertigen Film.

Natürlich muss ich jetzt nicht bei jeder neuen Folge die Animation neu machen. Da muss ich nur mehr den Text ändern. Die Musik kommt aus der Youtube Audio Library.und beim Schneiden arbeite ich mit Markern – bei jedem einzelnen Beat wird ein Marker gesetzt. Dann geht das Schneiden der Videos viel schneller. Jede weitere Folge von „Drei Engel im Stall“ habe ich im Schnitt in zwei Stunden fertig. Eine für die Aufnahmen, eine fürs schneiden. Ergibt ein Verhältnis von 120:1. Das ist aber nur ein Beispiel für einen optimalen Arbeitsablauf. Dafür gibt es kein Drehbuch, keine Spezialeffekte und keine Farbkorrektur.

Zweiundvierzig

Hitchhikers Guide

Die magische Zahl beim Videos machen ist 250. Das ist nämlich das Verhältnis von Arbeit zu Ergebnis. Wenn ich einen professionellen Clip mit zehn Minuten Länge mache, brauche ich dafür 2.500 Minuten, also fast 42 Stunden. Das ist ein ganzer Tag und noch ein dreiviertel Tag dazu. Glaubst du nicht? Dann nimm deinen Taschenrechner zur Hand und rechne mit.

Gehen wir der Einfachheit halber einmal davon aus, dass ein Arbeitstag acht Stunden hat. Das erste, was du machen musst, ist ein Drehbuch schreiben. Wenn du das ein paar Mal gemacht hast, brauchst du dafür zwei Stunden. Bleiben also noch vierzig Stunden, die wir zur Verfügung haben. Ausreichend Zeit also.

Für einen Clip von zehn Minuten Länge brauchst du mindestens einen ganzen Tag für die Filmaufnahmen. Wieder sind acht Stunden weg. Bisher haben wir also zehn Stunden von unseren 42 verbraucht. Ein Viertel ist schon weg – und wir haben noch nicht mal angefangen mit der Nachbearbeitung.

Musik ist Trumpf

Mischpult

Der erste Schritt für die Nachbearbeitung ist die Auswahl der Musik, die dein Clip haben soll. Diese Position kannst du streichen, wenn du ein Musikvideo machst – da ist das von vornherein schon klar. Ansonsten rechne dafür nochmal zwei Stunden ein. Mal brauchst du mehr, mal weniger. Aber im Schnitt wirst du zwei Stunden dafür brauchen. Bleiben noch 30 Stunden übrig.

Bevor du mit der eigentlichen Arbeit anfangen kannst, solltest du noch die einzelnen Aufnahmen sichten. Also das ganze Material, das du aufgenommen hast, ein Mal durchschauen. Clips, die überhaupt nichts geworden sind, kannst du jetzt schon mal aussortieren. Denke aber immer daran, dass du vielleicht das Video nicht brauchen kannst, die Audio-Spur aber sehr wohl. Ich sortiere nur die Clips aus, die wirklich nichts geworden sind. Alles andere bleibt.

Wenn du den ganzen Tag gefilmt hast, wirst du mehrere Stunden Videomaterial haben. Bei einem meiner letzten Einsätze, der einen ganzen Tag gedauert hat, waren es ungefähr vier Stunden. Das Anschauen hat also ebenfalls vier Stunden gedauert. Bleiben noch 26 Stunden übrig.

Start your Engine

DaVinci Resolve Screenshot

Erst jetzt, nach 16 Stunden Arbeit, fangen wir mit der eigentlichen Arbeit an. Dabei gehe ich immer nach dem gleichen Schema vor. Zuerst platziere ich die einzelnen Musikstücke, danach suche ich die passenden Clips aus den Aufnahmen heraus, platziere sie und mache so einmal einen Rohschnitt. Das kann gut und gerne schon mal zwölf Stunden und mehr dauern. Somit haben wir noch vierzehn übrig.

Nach dem Rohschnitt kommt die Detailarbeit. Größe der Aufnahmen anpassen, Position verschieben, Geschwindigkeit ändern, einzelne Aufnahmen austauschen, Audio anpassen, Audio- und Videoübergänge platzieren, Titel einfügen und so weiter. Dafür gehen die nächsten acht Stunden drauf. Danach noch vier Stunden Farbkorrektur und von den ursprünglichen 42 Stunden sind nur mehr zwei übrig. Die verbringst du mit dem Betrachten von Fortschritts-Balken. Der erste Balken ist das Rendern deines Videos und der zweite Balken das Hochladen auf YouTube, Vimeo und Co.

Hollywood braucht noch länger

Captain Marvel

Ich habe gerade 42 Stunden für zehn Minuten Film gebraucht und du denkst dir, das ist viel? Stell dir mal vor, wie lange es dauert, wenn du Spezialeffekte und Animationen drinnen hast. Oder du Kulissen bauen müsstest. Da gehen dann für zehn Minuten Film gut und gerne drei Mal so viele Stunden drauf. So wie bei meinem eigenen Geburtstagsfilm. Der hat knapp 100 Stunden Zeit gekostet. Für zehn Minuten Spaß.

Du kannst das schneller?

Wenn du meinst, dass du das schneller kannst, dann schreibs uns doch einfach in die Kommentare. Für Tipps sind wir immer offen

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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