Alte Filmtechniken, die wir heute noch verwenden

Wenn du heute Videos mit einem Schnittprogramm wie DaVinci Resolve oder Adobe Premiere bearbeitest, dann ist vieles selbstverständlich und funktioniert auf Knopfdruck. Filmtechniken wie Schnitte oder Effekte kannst du ganz einfach per Mausklick einfügen. Dabei haben viele Dinge, die wir heute in der Post Production verwenden, eine ziemlich lange Geschichte. Viele Techniken wurden schon im analogen Kino erfunden. Zu einer Zeit, als man mit Schere, Klebstoff und einer Menge Geduld direkt am Filmstreifen gearbeitet hat.

Viele dieser Ideen gibt’s auch heute noch. Aber Klebstoff und Schere brauchst du nicht mehr dafür, sondern einfach nur eine Maus und ein bisschen Software. Welche analogen Filmtechniken heute noch in DaVinci Resolve, Adobe Premiere und Co stecken, gibt’s hier.

Jump Cut und Match Cut – harte Schnitte mit Geschichte

Einer der frühesten Filmtricks stammt vom französischen Pionier Georges Méliès. Als Illusionist und Zauberer experimentierte er schon Ende des 19. Jahrhunderts mit Schnitten, bei denen Objekte oder Personen einfach aus dem Nichts auftauchten oder verschwinden.

Heute kennen wir diese Technik als Jump Cut oder Match Cut. Jump Cuts findest du heute auf TikTok und bei den YouTube Shorts. Dort werden die Jump Cuts meistens dazu benutzt, um Dynamik zu erzeugen. Auch große Creator wie Rezo oder MrBeast setzen ihn ein, damit ihre Videos durchgehend schnell und unterhaltsam bleiben. Match Cuts dagegen findest du eher im Kino. Ein berühmtes Beispiel ist der Übergang in „2001: Odyssee im Weltraum“, als ein geworfener Knochen nahtlos in einen Satelliten übergeht.

Split Screen und Doppelbelichtungen – mehrere Welten im gleichen Bild

Schon in den frühen Tagen des Kinos experimentierte man mit Mehrfachbelichtungen. In „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ aus den 30ern sah man so, wie sich eine Figur scheinbar gleichzeitig in zwei Persönlichkeiten verwandelte. Heute kannst du so etwas einfach mit einer weichen Blende umsetzen. Damals wurde das mit einer so genannten Doppelbelichtung gemacht.

In den 60er- und 70er-Jahren kamen dann die ersten Split Screens ins Kino und wurden ein eigenes Stilmittel. Filme wie The Thomas Crown Affair aus 1968 oder Serien wie 24 setzten sie ein, um mehrere Handlungen parallel zu zeigen. Heute ist der Effekt Standard – von Musikvideos bis YouTube-Tutorials.

Farbdramaturgie – Gefühle durch Farbe lenken

Schon lange vor digitalem Color Grading nutzte man Farbe in Filmen, um eine besondere Stimmung zu erzeugen. In Zeiten von schwarz/weiß-Filmen mussten die Farben noch aufwändig per Hand aufgetragen werden. Bild für Bild. So wurden Szenen verstärkt. Ein Beispiel ist Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin aus 1925, wo später eingefärbte Sequenzen die Dramatik steigerten.

Heute wird Color Grading bewusster eingesetzt. In Matrix sorgt das grünliche Bild für den typischen Look der virtuellen Welt. Mad Max: Fury Road wiederum setzt knallige Orange-Blau-Kontraste ein, um die Hitze und Härte der Wüste zu betonen. Die Idee, mit Farben Gefühle zu steuern, ist aber genauso alt wie das Kino selbst.

Miniaturen und Modelle – die analoge Antwort auf CGI

Modell aus King Kong und die weiße Frau

Bevor man eigene Welten am Computer erzeugen konnte, mussten solche Effekte mit Miniaturen umgesetzt werden. Der berühmte King Kong von 1933 war ein Stop-Motion-Modell, das Bildgeschichte schrieb. Auch in den Star Wars Filmen aus den Siebzigern wurden alle Raumschiffe als Modelle gefilmt. Und Kartoffeln als Asteroiden. Was die Szenen bis heute erstaunlich realistisch wirken lässt.

Und auch moderne Regisseure greifen noch darauf zurück: In Inception drehte Christopher Nolan den spektakulären Korridor-Kampf mit einem rotierenden Set, nicht mit CGI. In Interstellar nutzte er Miniaturraumschiffe, weil echtes Licht auf echten Objekten einfach überzeugender aussieht.

Übergänge im analogen Kino – Blenden, Wischer und Iris-Out

Viele klassische Übergänge stammen direkt aus der analogen Welt. Die berühmten Wischblenden in Star Wars sind eine direkte Hommage an das alte Hollywood. Alfred Hitchcock nutzte Iris-Outs, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu lenken.

Heute liegen diese Effekte in Premiere oder Resolve als Preset bereit – und werden oft belächelt. Aber wenn du sie bewusst einsetzt, können sie immer noch eine starke erzählerische Wirkung haben.

Ideen überleben Technik

Technik verändert sich, Ideen bleiben. Die Tricks, die Filmemacher schon vor über hundert Jahren nutzten, kannst du heute noch genauso nutzen. Nur bequemer mit ein paar Mausklicks. Und genau das macht Videoproduktion so faszinierend: Wer die Wurzeln kennt, versteht auch besser, warum bestimmte Effekte wirken. Vielleicht erwischst du dich beim nächsten Schnitt ja dabei, dass du einen „uralten“ Trick einsetzt, ohne es zu wissen.

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