Du willst am Strand spazieren gehen, hast aber nur zwanzig Euro übrig? Mit einem Greenscreen kannst du dir zu Hause dein eigenes, kleines Filmstudio bauen. Dann kannst du dich überall hinbeamen. Zumindest im Video. Aber das eigentliche Geheimnis ist nicht die Nachbearbeitung, sondern der richtige Aufbau. Wenn der Screen faltenfrei hängt, das Licht stimmt und der Abstand passt, läuft das Keying später fast von selbst.
In diesem Beitrag schauen wir uns einmal an, wie du deinen Greenscreen aufbauen und was du beim Aufnehmen beachten solltest.
Die richtige Raumgröße
Für ein sauberes Greenscreen-Setup brauchst du ausreichend Platz, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Ein typischer Fehler ist, den Screen in einem kleinen Zimmer direkt hinter das Motiv zu stellen.
Ideal ist ein Raum, in dem du mindestens 4 bis 5 Meter Tiefe hast. So kannst du den Screen, das Motiv und die Kamera mit genügend Abstand zueinander aufstellen. In der Breite solltest du mindestens 3 Meter einkalkulieren, damit du zwei Lampen für den Screen links und rechts platzieren kannst. Je größer dein Raum, desto leichter bekommst du gleichmäßiges Licht und saubere Ergebnisse. In sehr kleinen Räumen entstehen schnell Probleme durch Schatten und Reflektionen, die du später nur schwer herausbekommst.
Der richtige Hintergrund

Zuerst brauchst du eine saubere, gleichmäßige Fläche. Viele starten mit grünem Stoff, den du einfach für ein paar Euro kaufen kannst. Die Farbe ist eigentlich egal. Grün hat sich aber etabliert. Wichtig ist, dass der Stoff kein Muster hat und matt ist. Denn glänzende Stoffe spiegeln das Licht, das sorgt für Probleme in der Nachbearbeitung.
Achte darauf, dass er wirklich glatt hängt. Falten oder Knicke werfen Schatten und erscheinen später als dunklere Grüntöne. Mit Klemmen, Clips oder einem Hintergrundsystem kannst du den Stoff ordentlich fixieren. Wenn du öfter filmst, lohnt sich ein stabiles Gestell, das du schnell auf- und abbauen kannst.
Größe und Position
Plane deinen Greenscreen lieber etwas größer, als du ihn auf den ersten Blick brauchst. Sobald sich dein Motiv bewegt, ist es ärgerlich, wenn Arme oder Haare am Rand ins Bild ragen. Als Faustregel gilt hier, mindestens 1,5 Meter mehr in jede Richtung als dein Motiv später Platz benötigt. Der Greenscreen sollte außerdem senkrecht stehen und nahe an der Wand, damit du Platz für Licht und Kamera hast.
Abstand zwischen Screen und Motiv
Das ist einer der häufigsten Stolpersteine. Stelle deine Person oder dein Objekt mindestens einen Meter vor den Greenscreen. Dieser Abstand verhindert, dass Schatten auf die Fläche fallen und reduziert das sogenannte „Spill“, also grünes Licht, das auf Haut oder Kleidung reflektiert. So sparst du dir später viel Arbeit in der Nachbearbeitung.
Beleuchtung des Greenscreens
Für eine gleichmäßige Ausleuchtung brauchst du in der Regel zwei Lampen für den Greenscreen. Stelle sie links und rechts etwas seitlich vom Screen auf, ungefähr in einem Winkel von 45 Grad zur Fläche, mit einem Abstand von 1,5 bis 2 Metern. Richte sie so aus, dass sich die Lichtkegel überlappen und die gesamte Fläche gleichmäßig hell wirkt.
Ideal sind Softboxen oder LED-Panels mit Diffusor, weil sie ein weiches Licht erzeugen, das keine harten Schatten hinterlässt. Positioniere die Lampen ungefähr auf Höhe der Mitte des Screens und leicht nach außen geneigt, damit kein heller Fleck in der Mitte entsteht.
Wenn du mit einer besonders großen Leinwand arbeitest (z. B. 4–5 Meter breit), können auch vier Lampen sinnvoll sein. Zwei für die obere Hälfte, zwei für die untere. Achte dann darauf, dass sie gleich stark eingestellt sind, damit keine hell-dunkel-Zonen entstehen.
Ein einfacher Trick zur Kontrolle: Schalte dein Kamerabild in die Monochrom-Ansicht oder ziehe die Sättigung in der Vorschau komplett runter. So erkennst du sofort, ob das Grün überall gleich hell ist.
Beleuchtung des Motivs

Dein Motiv braucht ein eigenes Licht, das unabhängig vom Greenscreen funktioniert. Am besten nutzt du hier ein 3-Punkt Licht-Setup:
- Das Keylight ist das Hauptlicht und die stärkste Lampe. Stelle es etwa 1-2 Meter leicht seitlich vor das Motiv und etwas oberhalb der Augenhöhe.
- Auf der gegenüberliegenden Seite stellst du das so genannte Filllight. Es ist etwas schwächer als das Keylight und mildert so harte Schatten ab. Hier kannst du zur Not auch mit einem Reflektor arbeiten.
- Schlussendlich sorgt das Backlight für einen hellen Rand. Diese Lampe stellst du hinter dein Motiv, leicht erhöht auf. Es erzeugt einen hellen Rand um Kopf und Schultern und trennt die Person klar vom Hintergrund. Besonders bei Haaren ist dieses Licht Gold wert.
Damit kommst du auf drei Lampen fürs Motiv. Zusammen mit den zwei Lampen für den Greenscreen hast du also ein 5-Lampen-Setup, das in fast jeder Situation funktioniert.
Kameraposition
Die Kamera stellst du auf einem Stativ am besten so auf, dass dein Motiv komplett im Greenscreen-Rahmen bleibt. Idealerweise steht sie mindestens zwei bis drei Meter vom Motiv entfernt. Das hängt natürlich von der Brennweite deines Objektivs ab. Ich habe mir zum Beispiel extra ein Objektiv mit einer Festbrennweite von 16 mm dafür gekauft. Damit brauche ich nicht so viel Abstand zum Motiv. Je höher die Brennweite, desto weiter musst du weg.
Die Höhe der Kamera richtet sich nach dem Motiv. Für Portrait- oder Halbnah-Aufnahmen sollte die Kamera auf Augenhöhe sein. Für Ganzkörperaufnahmen stellst du sie etwas höher, damit der Greenscreen unten und oben komplett im Bild ist. Achte darauf, dass die Kamera zentriert zum Motiv steht, damit später beim Keying keine Verzerrungen auftreten und du die Person sauber freistellen kannst.
Kleidung und Details
Klingt simpel, ist aber entscheidend: Kein Grün im Outfit! Auch gelbliche oder türkisfarbene Töne können problematisch werden. Matte Stoffe sind besser als glänzende, weil sie weniger reflektieren. Wenn dein Motiv eine Brille trägt, achte auf Spiegelungen, die das Grün zurückwerfen können.
Das Keying
Wenn dein Setup stimmt, ist das Keying fast ein Kinderspiel. In Programmen wie DaVinci Resolve, Premiere Pro oder After Effects reicht oft schon ein Klick. Wichtig ist, dass du beim Filmen alles so vorbereitet hast, dass die Software nicht „raten“ muss. Saubere Flächen, keine Schatten, keine grünen Reflexe. Dann klappt das Freistellen reibungslos.
So sieht mein Greenscreen-Setup aus

Ich habe mir vor Jahren einen Greenscreen mit vier mal fünf Metern gekauft. Weil ich kanns ja nicht groß genug haben. Den kann ich einfach in die Vorhangleiste einhängen, damit ich ihn schnell auf- und wieder abbauen kann. Der Raum selbst bietet genug Platz für die ganze Beleuchtung, die eine Mischung aus Softboxen und LED-Panels ist.
Was würde ich heute anders machen? Nicht so einen riesigen Greenscreen kaufen, da reicht auch schon ein etwas kleinerer. Und bei der Beleuchtung statt Softboxen mehr LED-Panels (Partnerlink) nehmen. Die brauchen weniger Platz und ich kann die Helligkeit einstellen.
Zusammengefasst
Die meiste Arbeit beim Filmen vor dem Greenscreen passiert vor der Kamera, nicht in der Software. Mit einem sauberen Hintergrund, dem richtigen Abstand und einer durchdachten Beleuchtung sparst du dir stundenlange Nachbearbeitung. Nimm dir deshalb beim Aufbau die Zeit. Es lohnt sich doppelt, wenn du später schnell und professionell keyen kannst.
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