Die neue Panasonic Lumix GH6 im Check

Panasonic hat sich Zeit gelassen. Viel Zeit. Eine gefühlte Ewigkeit. Sage und Schreibe fünf Jahre hat es gedauert, bis die Lumix GH5 mit der brandneuen GH6 endlich einen Nachfolger bekommen hat. Gut, da war noch ein kleines Zwischenspiel mit der GH5 II, die vor einem halben Jahr auf den Markt kam. Das war aber „nur“ ein Facelift. Schauen wir uns mal an, was die GH6 so draufhat.

Die technischen Daten

Bei den technischen Daten hat sich in fünf Jahren natürlich viel getan. Zum einen ist da die Auflösung des Sensors, der bei der GH6 jetzt 25 statt 20,2 Megapixel liefert. Klingt jetzt mal nicht viel, denn die Kameras der anderen Hersteller liefern in dieser Preisklasse für Fotos fast doppelt so viel Auflösung. Doch das ist ja auch nicht die Zielgruppe der GH6. Hier geht’s um Videos. Da reichen 25 Megapixel lockeraus.

Deine Videos kannst du jetzt in Full HD mit bis zu 300 Bildern pro Sekunde aufnehmen, in 4k immerhin noch mit 120. Die maximale Auflösung der GH6 sind 5,7k mit 60 Bildern pro Sekunde. Das ist schon mal eine Ansage. Der direkte Vergleich schaut so aus:

Lumix DC-GH6Lumix DC-GH5
Video in Full HD1080p3001080p180
Video in 4k2160p1202160p60
Video in 5,7k3024p60

Video-Codecs

Laut Panasonic wird bei der GH& hauptsächlich der H.264-Codec für die 4:2:2-Modi verwendet, da die 4:2:2-H.265-Dekomprimierung die meisten Rechner in der Nachbearbeitung erheblich belastet. Die 4:2:2-H.264-Modi umfassen sowohl All-I- als auch Long-GOP-Optionen. H.265 wird verwendet, um Long-GOP-4:2:0-Dateien zu liefern, die Größe und Qualität ausgleichen. MOV-Modi von 600 Mbit/s oder darunter können auf die SD-Karte geschrieben werden.

Neu bei der GH6 ist die Option, in Apple ProRes 422 HQ und 422 aufzunehmen. Diese Formate stellen erhebliche Anforderungen an die internen Datenraten der Kamera. Deshalb gibt’s bei der GH6 jetzt auf einen CFexpress Typ B Kartensteckplatz. In der Nachbearbeitung hat das einen klaren Vorteil. Denn du brauchst deine Aufnahmen nicht mehr transkodieren, was deinen Rechner weniger belastet.

Zunächst werden die ProRes-Modi der Kamera nur für 5,7K-Aufnahmen verfügbar sein, aber DCI 4K- und FullHD-Unterstützung sollen später in der Firmware hinzugefügt werden. Ab dann soll es möglich sein, den Dateityp auszuwählen, mit dem du arbeiten möchtest.

Die Bedienelemente

Lumix GH6 Rückseite

Auch hier hat sich was getan. Zwar sind die meisten Bedienelemente der GH6 dort, wo sie auch bei der GH5 waren. Links ein Rad, rechts ein Rad und haufenweise Buttons, die du sogar selbst belegen kannst. Doch ein paar Dinge haben sich schon verändert. Der Auslöser für die Fotos ist dort, wo man ihn vermutet. Vorne rechts. Der für die Video-Aufnahme ist etwas weiter nach hinten gerutscht, dafür ist er jetzt knallrot. Ob das besser oder schlechter sein soll, ist Geschmackssache.

Grundsätzlich muss man sich beim Umstieg also nicht massiv umgewöhnen. Für Neueinsteiger ist es sowieso egal, wo die Knöpfe sind.

Das wichtigste: Ist der Autofokus jetzt besser?

Eine der größten Schwächen der GH5 war der Autofokus. Der entwickelte schon mal ein Eigenleben und fokussierte irgendwo hin. Gut, beim „normalen“ Filmen brauchst du sowieso keinen Autofokus, aber bei schnellen Aufnahmen konnte der schon mal deinen Clip ruinieren.

Grundsätzlich nutzt die GH6 die gleiche Technologie wie die GH5, den so genannten „Depth from Defocus“ oder kurz DFD. Der analysiert die Hintergrundunschärfe und soll so das Scharfstellen beschleunigen. Hat ja bei der GH5 nur mäßig funktioniert.

Was hat Panasonic hier jetzt verbessert? Zum einen werden jetzt 40 Prozent mehr Messfelder zur Verfügung, zum anderen ist die Auslesegeschwindigkeit höher. Zusätzlich gibt’s bei der GH6 neben der bereits bekannten Gesichts- und Augenerkennung auch eine Kopf-, Körper- und sogar eine Tiererkennung. Ob da auch erkannt wird, um welches Tier es sich handelt, glauben wir jetzt mal nicht. Ob das alles wirklich zu einer Verbesserung führt, wird sich beim ersten Praxistest zeigen.

Was brauchts beim Umstieg?

Wenn du von der GH5 auf die GH6 umsteigen möchtest, kannst du das meiste Zubehör weiterverwenden. Deine Objektive gehen natürlich dank MFT auch mit der GH6, dein Mikro kannst du genauso anstecken. Einzig der CFexpress-Slot braucht Futter. Da musst du eine Karte kaufen. Und die kosten Geld. Für eine SanDisk Extreme PRO CFexpress-Karte Typ B mit 64 GB bist du schon mal 120 Euro los. Im Vergleich kostet eine SD-Karte mit der gleichen Größe knapp 17 Euro.

Ist die GH5 jetzt alt?

Trotz ihrer fünf Jahre ist die Lumix GH5 noch immer eine Kamera, die der Konkurrenz voraus ist. Klar, die Lumix GH6 kann mehr und ist besser, aber in den meisten Fällen reicht die GH5 aus. Wenn du also eine GH5 hast, brauchst du nicht unbedingt umsteigen.

Weils aber keine Firmware-Updates für die GH5 mehr gibt, wird sie wahrscheinlich in ein paar Jahren wirklich alt sein. Dann lohnt sich der Umstieg. Denn bis dorthin kann die GH6 wirklich mehr.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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