Adobe hat auf der IBC 2025 die Version 25.5 von Premiere Pro vorgestellt. Auf den ersten Blick wirkt das Update riesig: über 90 neue Effekte und Übergänge, verbesserte Tools fürs Motion Design, ein Upgrade beim Color Grading und eine schnellere Timeline. Klingt nach einem großen Wurf. Doch wenn du genauer hinsiehst, drängt sich eine Frage auf: Brauche ich das wirklich alles?
90 neue Übergänge – kreative Vielfalt oder Spielerei?

Darüber schreiben sie alle – Neunzig neue Übergänge. Denn mit dem Update hat Adobe die Bibliothek von Film Impact integriert. Mehr noch. Adobe hat das niederländische Unternehmen nämlich auch gleich gekauft.
Die Übergänge und Effekte sind im Grunde nichts Neues, die hat es vorher auch schon gegeben. Denn Film Impact hat diese Tools über ein Plug-In zur Verfügung gestellt. Das musstest du in der Vergangenheit aber extra kaufen, jetzt ist es eben mit dabei. Von Glitches über Kaleidoskop-Spielereien bis hin zu klassischen Blenden ist alles dabei – GPU-beschleunigt und in Echtzeit.
Das klingt beeindruckend, aber Hand aufs Herz: Wer braucht wirklich 90 verschiedene Übergänge? In der Praxis reichen wahrscheinlich ein paar saubere Standardblenden, vielleicht ergänzt durch dezente Zooms oder Wipes. Zu viele Effekte verleiten oft eher dazu, im Schnitt herumzuspielen, anstatt sich auf die Story zu konzentrieren. Wenn du Einsteiger bist, sind neunzig Übergänge sicher nett. Als Profi brauchst du aber nur einen Bruchteil davon regelmäßig.
Aber dieser Bruchteil, den du als Profi brauchst, hat auch seine Vorteile. Denn die Übergänge und Effekte sparen dir wirklich Zeit. Wo du vorher mit einzelnen Keyframes herumspielen musstest, kannst du jetzt einfach einen Übergang aus der Film Impact Bibliothek nehmen und anpassen. Mal schauen, was von den Neunzig Effekten und Übergängen wirklich brauchbar ist.
Motion Design leichter gemacht

Interessanter ist die Weiterentwicklung beim Motion Design. Texte und Grafiken lassen sich jetzt mit dem Film Impact Dashboard einfacher animieren. Teilweise ohne den Umweg über After Effects. Darin findest du unzählige Vorgaben zum Animieren deiner Titel und Grafiken. Sie können wachsen, wackeln, in 3D kippen oder mit Schatten und Tiefe versehen werden. Und das per Drag & Drop. Der „Surprise Me!“-Button generiert sogar zufällige Variationen.
Das ist ein klarer Pluspunkt. Vor allem dann, wenn du nicht tief in die Welt der Keyframes eintauchen möchtest. Für komplexere Animationen bleibt aber After Effects trotzdem unverzichtbar. Für deine Social Media-Clips oder schnelle Grafiken reichts wahrscheinlich aus. Da sparst du wirklich Zeit.
Color Grading – überfällig, aber willkommen
Beim Thema Farbkorrektur legt Adobe endlich nach. Auch hier dank der Integration von Film Impact. Denn das bringt neue Effekte wie Halation, realistische Glows oder simulierte Lichtstrahlen mit. Dadurch hast du mehr kreative Möglichkeiten. Auch Kamera-Wackler und Vignettierungen kannst du jetzt direkt im Schnitt einsetzen.
So praktisch das ist: Eigentlich ist dieses Update längst überfällig. Während Programme wie DaVinci Resolve seit Jahren als Goldstandard für Color Grading gelten, hinkte Premiere Pro in diesem Bereich spürbar hinterher. Mit Version 25.5 schließt Adobe eine Lücke, ohne jedoch wirklich Maßstäbe zu setzen. Für schnelle Looks im Alltag reicht es, für ein echtes Grading auf Kinoniveau bleibt Resolve weiterhin erste Wahl.
Timeline und Audio – kleine Änderungen mit großer Wirkung
Es gibt aber auch Neuerungen, die nicht so offensichtlich sind. Die Timeline reagiert jetzt zum Beispiel flotter, Audio-Wellenformen bleiben beim Verschieben sichtbar und Überblendungen lassen sich jetzt auf mehrere Clips gleichzeitig anwenden. Dazu kommt eine bessere Hardware-Beschleunigung für aktuelle Codecs, was die Wiedergabe und den Export beschleunigt.
Das klingt vielleicht unspektakulär, macht aber im Alltag oft mehr aus als die spektakulären neuen Übergänge. Wenn du täglich viele Clips schneidest, wirst du diese Optimierungen zu schätzen wissen.
Kleine Extras für den Workflow
Ein paar weitere Kleinigkeiten runden das Update ab: Standard-Schriftarten kannst du jetzt projektübergreifend einstellen, Tabs lassen sich farbig markieren, MKV-Dateien werden besser unterstützt und es gibt neue Shortcuts für häufige Befehle. Genau solche Anpassungen zeigen, dass Adobe auch auf den praktischen Alltag achtet – etwas, das ich mir öfter wünschen würde.
After Effects zieht mit

Auch After Effects hat ein Update bekommen. Besonders nützlich ist das neue Quick Offset Tool. Damit kannst du Keyframes oder ganze Ebenen versetzt verschieben. Das ist ein Feature, auf das ich schon lange gewartet habe. Weil das bei komplexen Animationen einfach nur nervt. Dazu kommen schnellere Zooms, flüssigere Navigation und eine verbesserte Cache-Verwaltung. Alles kleine Schritte, die dir das Arbeiten aber wirklich leichter machen.
Mein Fazit – viel Neues, aber nicht alles nötig
Premiere Pro 25.5 bringt ohne Frage spannende Neuerungen. Wenn du viel mit Texten und Grafiken arbeitest, profitierst du von den einfacheren Animationsmöglichkeiten. Auch die Verbesserungen im Color Grading und in der Timeline machen das Update sinnvoll.
Aber: Neunzig zusätzliche Übergänge klingen für mich eher nach Quantität als nach Qualität. Viele davon werde ich vermutlich nie brauchen. Und dass Adobe beim Thema Farbgestaltung erst jetzt nachlegt, zeigt mir, wie sehr Adobe hier anderen Programmen hinterherläuft.
Unterm Strich ist Version 25.5 ein solides Update, das den Workflow tatsächlich angenehmer macht – wenn man die Spreu vom Weizen trennt und sich auf die wirklich nützlichen Features konzentriert. Wenn du Premiere Pro nutzt, dann solltest du das Update auf jeden Fall installieren. Ein Grund, von einem anderen Programm auf Adobe Premiere umzusteigen, ist es aber nicht. Weil es einfach kostenlose Varianten gibt, die das auch können.