H.264, 8 Bit, Rec.709. Gerade als Amateur stehst du beim Filmen schnell vor einer Wand aus technischen Begriffen. Codec, Bitrate, Farbtiefe, Farbprofil – vieles davon klingt nach High-End-Produktion und teurem Equipment. Die gute Nachricht ist: Für richtig gute Videos brauchst du weder eine Kinokamera noch einen High-Performance-Rechner. Viel wichtiger ist, ein paar Dinge davon sinnvoll einzusetzen. Damit das Material gut aussieht und du dir beim Schneiden leichter tust.
Was hier eine entscheidende Rolle spielt, ist das Videoformat, das du verwendest. Wenn du hier zu ambitioniert vorgehst, weil du ja eh ein Profi bist, dann handelst du dir einfach nur Probleme ein. Ruckelnde Vorschauen, lange Ladezeiten oder Dateien, die deinen Rechner in die Knie zwingen. Deshalb solltest du ein Format wählen, das einen guten Kompromiss aus Qualität, Dateigröße und Alltagstauglichkeit bietet. Welches das ist, findest du hier.
Dateiformat, Codec und Co.

Bevor wir zu den konkreten Empfehlungen kommen, schauen wir uns mal die wichtigsten technischen Begriffe an. Denn hier gibt’s ein paar Unterschiede. Du kannst MP4 oder MOV-Dateien verwenden. Das sind die Dateiformate, mit denen dein Rechner wahrscheinlich am besten umgehen kann. Das sind aber nur die Container, also die Verpackung für dein Video. Da sind aber auch noch Audio- und Metadaten versteckt. Weil sonst würdest du ja nichts hören und dein Schnittprogramm nicht wissen, was es machen soll.
Das Dateiformat stellt also sicher, dass dein Rechner auch versteht, was da drinnen ist. Die Informationen über die Qualität liefert aber der so genannte Codec. Der sagt, wie das Bild komprimiert wird. Und der kann, unabhängig vom Dateiformat, der Gleiche sein. Somit kannst du also den H-264-Codec sowohl bei MP4- als auch bei MOV-Dateien verwenden.
Das richtige Dateiformat
Im Amateur-Bereich haben sich zwei Formate durchgesetzt. MP4 und MOV. Grundsätzlich sind beide Dateiformate sehr gut geeignet, um gute Videos zu machen. MP4 reicht aus, wenn du Videos aufnehmen möchtest, die ein sehr guter Kompromiss zwischen Aufnahmequalität und Dateigröße sind. Damit können selbst ältere Rechner noch gut umgehen.
Für MOV gilt grundsätzlich das Gleiche. Du kannst hier aber auch noch höherwertige Codecs verwenden, die eine noch bessere Qualität liefern, aber auch größere Dateien erzeugen, mit denen dein alter Rechner wahrscheinlich so seine Probleme kriegen wird.
Ich persönlich nehme beide Formate. Früher habe ich hauptsächlich in MP4 aufgenommen, heute gehe ich mehr in Richtung MOV. Aus einem einfachen Grund. Ich benutze zwei Kameras, die Lumix GH5 und die Lumix GH6. Damit die Qualität bei beiden annähernd gleich ist, verwende ich MOV. Weil ich hier den Codec, die Farbtiefe, das Farbprofil und vieles mehr gleich einstellen kann.
Die Codecs
Wie oben schon beschrieben, sagt der Codec aus, in welcher Qualität aufgenommen wird. Und da gibt es viele unterschiedliche. Ein paar, die sich als Standard etabliert haben und ein paar Exoten. Schauen wir uns mal die Wichtigsten an.
H.264 – der bewährte Standard
H.264 ist nach wie vor der meistgenutzte Videocodec und das aus gutem Grund. Er bietet ein sehr gutes Verhältnis aus Qualität und Dateigröße, wird von nahezu allen Schnittprogrammen problemlos unterstützt und ist ideal für Web, Social Media und klassische Projekte.
Wenn du Videos für YouTube, Vimeo oder Kundenprojekte drehst, bei denen keine extremen Farbkorrekturen geplant sind, bist du mit H.264 meist auf der sicheren Seite. Viele Kameras liefern hier bereits sehr brauchbare Ergebnisse, vor allem wenn du mit ausreichend hoher Datenrate filmst.
Der große Vorteil von H.264 liegt in seiner Kompatibilität. Egal ob Windows, macOS, Smartphone oder Smart-TV, fast jedes Gerät kann diese Dateien abspielen. Der Nachteil zeigt sich dann, wenn du im Schnitt stark eingreifen willst. Durch die vergleichsweise starke Komprimierung hast du vor allem in den dunklen oder sehr kontrastreichen Bildbereichen weniger Reserven in der Nachbearbeitung.
H.265 – effizient, aber nicht immer praktisch
Der Nachfolger H.265, auch als HEVC bekannt, macht bei gleicher Qualität deutlich kleinere Dateien. Technisch ist das beeindruckend und für längere Aufnahmen oder hohe Auflösungen interessant. In der Praxis sorgt H.265 aber auch für einige Herausforderungen.
Das Material ist deutlich rechenintensiver. Gerade auf älteren Rechnern kanns beim Schneiden schnell zäh werden. Selbst dann, wenn die Kamera hochwertige Bilder liefert. Die Unterstützung bei den Schnittprogrammen ist zwar besser geworden, aber noch nicht überall völlig reibungslos.
H.265 eignet sich gut, wenn Speicherplatz eine Rolle spielt oder wenn du in 4K oder höher filmst und weißt, dass dein Schnittprogramm damit umgehen kann. Für schnelle Projekte oder Einsteiger ist H.264 oft die entspanntere Wahl.
ProRes, DNxHR und Co.
In vielen Tutorials und Foren werden schnell professionelle Schnittcodecs wie Apple ProRes oder Avid DNxHR empfohlen. Diese Formate haben sicher ihre Berechtigung, richten sich aber primär an professionelle Anwender mit leistungsstarker Hardware und entsprechendem Speicherplatz.
Für die meisten Amateurprojekte sind diese Codecs überdimensioniert. Die Dateien werden sehr groß, der Speicher ist schnell voll und einen Mehrwert hast du nur dann, wenn du intensiv mit Color Grading, Effekten oder mehrfachen Exports arbeitest. Wenn du mit einem normalen Laptop oder einem soliden Desktop-PC arbeitest, bringen dich diese Codecs einfach nur zur Verzweiflung. Hat also keinen Mehrwert.
Das heißt jetzt nicht, dass diese Codecs schlecht sind, sie sind nur für viele Anwendungsfälle völlig unnötig, weil sie zu komplex sind. Gerade am Anfang ist es sinnvoller, sich auf Codecs zu konzentrieren, die stabil laufen und wenig technische Hürden mitbringen. Spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven.
Die Farbtiefe
Ein Punkt, der oft unterschätzt wird, ist die Farbtiefe. Die hat nämlich einen direkten Einfluss auf die Dateigröße. Aufnahmen mit einer 8-Bit Farbtiefe brauchen deutlich weniger Speicherplatz als 10-Bit Aufnahmen. Weil pro Farbkanal weniger Informationen gespeichert werden. Das macht sich nicht nur bei längeren Aufnahmen bemerkbar, sondern auch in Summe. Für deine Aufnahmen brauchst du viel mehr Speicherplatz.
8-Bit ist nach wie vor ein sinnvoller Standard. Die Dateigröße bleibt überschaubar, sie lassen sich flüssig schneiden und funktionieren gut auf einem normalen Rechner. Wenn du aber mehr Spielraum in der Farbkorrektur und beim Color Grading haben möchtest, dann wirst du hier schnell an deine Grenzen stoßen. Denn hier bietet eine 10-Bit Farbtiefe mehr Spielraum. Weil einfach viel mehr Informationen pro Farbe zur Verfügung steht. Die Farbtiefe ist aber auch vom Farbprofil, das du verwendest, abhängig. Und von denen gibt’s auch ein paar.
Farbprofile

Im Unterschied zur Farbtiefe, die sagt, wie viele Farben du hast, sagt das Farbprofil, wie diese Farben verteilt werden. Also wie gut dein Video aussieht. Das hat aber auch einen Einfluss darauf, wie groß die Dateien sind und wie gut sie sich bearbeiten lassen. Die gängigsten Farbprofile lassen sich grob in Standard-, Cine- und Log-Profile einteilen.
Für die meisten Amateurfilmer sind klassische Standardprofile wie Rec.709, neutral, Natural oder schlicht „Standard“ am sinnvollsten. Sie liefern ein ausgeglichenes Bild mit normalem Kontrast und natürlichen Farben, das direkt gut aussieht und ohne aufwendige Nachbearbeitung verwendet werden kann. Diese Profile solltest du dann verwenden, wenn du nur wenig oder gar keine Farbkorrektur vornehmen willst. Sie funktionieren problemlos mit 8-Bit-Aufnahmen und stellen keine besonderen Anforderungen an deinen Rechner oder die Schnittsoftware.
Cine-Profile wie Cine, CineLike D oder CineLike V sind eine Art Zwischenstufe. Sie reduzieren Kontrast und Sättigung leicht und bieten etwas mehr Spielraum im Schnitt, ohne so extrem flach zu wirken wie echtes Log. Für viele ist das ein guter Kompromiss, wenn man dem Bild noch einen eigenen Look geben möchte, ohne sich tief ins Color Grading einzuarbeiten.
Log-Profile wie S-Log, C-Log, V-Log oder F-Log zielen auf maximale Flexibilität ab. Sie zeichnen ein sehr flaches Bild auf und entfalten ihren Vorteil erst in der Nachbearbeitung. Dafür benötigen sie in der Praxis mindestens 10 Bit Farbtiefe und einen sauberen Workflow. Ohne entsprechendes Know-how und passende Hardware führen sie schnell zu mehr Problemen als Nutzen.
HDR-Profile wie HLG oder PQ spielen im Amateurbereich derzeit eine untergeordnete Rolle. Sie sind für spezielle Ausspielwege gedacht und erfordern einen durchgängigen HDR-Workflow, der für viele Projekte unnötig komplex ist.
Oder kurz gesagt: Wenn du dich noch nie mit Color Grading beschäftigt hast und auch nicht vorhast, da zu machen, dann nimm Rec.709 oder ein Standardprofil. Alles andere wäre ein Overkill.
Auflösung

4K ist heute fast schon Standard, 6K und 8K klingen verlockend. Trotzdem gilt: Die höchste Auflösung ist nicht automatisch die beste Wahl. Höhere Auflösungen bedeuten größere Dateien, höhere Anforderungen an den Rechner und längere Renderzeiten.
Die meisten Videos werden heute in Full-HD angesehen. Weil die wenigsten Smartphones 4K können. Ganz einfach. Deshalb reicht es völlig aus, wenn dein fertiges Video in Full-HD daherkommt. Deine Aufnahmen solltest du aber trotzdem in 4K machen. Weil du es immer noch herunterskalieren kannst, aber auch die Möglichkeit hast, nur einen bestimmten Ausschnitt deiner Aufnahme zu verwenden. Weil in einem 4K-Bild immer noch 4 Full-HD Aufnahmen drinnen sind.
Mehr als 4K brauchst du in der Regel nur dann, wenn du Reframing, VFX oder den neuen Marvel-Film machen willst. Und dann brauchst du auch noch eine Kamera, die das kann. Also bleib bei 4K. Mehr brauchst du wirklich nicht.
Bildrate
Die Bildrate definiert, wie viele Bilder pro Sekunde aufgenommen werden sollen. Sie ist aber nicht nur eine technische Einstellung, sondern auch eine gestalterische Entscheidung.
24 Bilder pro Sekunde sind der klassische Standard. Die siehst du in der Regel auch im Kino. Bewegungen wirken leicht weich, was besonders bei Interviews, Reportagen oder Erklärvideos angenehm wirkt. Deshalb sind 24 Bilder pro Sekunde für normale Aufnahmen nach wie vor eine sehr gute Wahl.
Höhere Bildraten, wie zum Beispiel 60 Bilder pro Sekunde, nehmen Bewegungen deutlich besser auf. Weil du ja zweieinhalbmal mehr Bilder pro Sekunde aufnimmst. Und daraus lässt sich eine wundervolle und vor allem ruckelfreie Zeitlupe machen. Eine hohe Bildrate ist also bei Sport- und Action-Aufnahmen bestens geeignet, aber auch bei schnellen Kamerabewegungen.
Wichtig ist, dass du dich vor dem Dreh festlegst und immer mit den gleichen Bildraten filmst. Also zum Beispiel 24 Bilder pro Sekunde für normale Aufnahmen ohne viel Bewegung und 60 Bilder pro Sekunde für Aufnahmen, wo du vielleicht auch noch eine Zeitlupe brauchen könntest.
So mache ich das normalerweise, wenn ich wieder mal ein Reitturnier filme. Normale Aufnahmen mit 24 Bildern pro Sekunde, Sportaufnahmen mit 60.
Das richtige Videoformat
Wenn wir alle diese Punkte zusammenfassen, wird schnell klar: Für die meisten Aufnahmen brauchst du keine exotischen Formate oder extremen Einstellungen. In der Praxis haben sich MP4- und MOV-Dateien als zuverlässige Allrounder bewährt. Sie werden von nahezu jeder Kamera aufgezeichnet, von allen gängigen Schnittprogrammen unterstützt und lassen sich auch auf durchschnittlicher Hardware gut bearbeiten.
Bei der Farbtiefe gilt: 8 Bit sind völlig in Ordnung, wenn du kaum oder gar nicht graden willst und ein möglichst unkompliziertes Setup suchst. Wenn deine Kamera und dein Rechner es zulassen, sind 10-Bit-Aufnahmen die bessere Wahl. Weil sie mehr Spielraum in der Nachbearbeitung bieten, ohne gleich in den High-End-Bereich abzurutschen.
Für die Bildrate kannst du dir eine einfache Faustregel merken. Normale Aufnahmen funktionieren hervorragend mit 24 Bildern pro Sekunde, weil sie einen natürlichen, filmischen Look erzeugen. Sobald du Zeitlupen planst oder Bewegungen besonders weich darstellen willst, greifst du zu 60 Bildern pro Sekunde oder mehr und verlangsamst das Material später im Schnitt.
Willst du es ganz pragmatisch halten, kannst du dich an einer typischen Grundeinstellung orientieren. Die funktionieren in den meisten Situationen zuverlässig. Gefilmt wird in 4K oder Full HD als MP4 oder MOV, mit H.264 oder – wenn der Rechner stark genug ist – H.265. Die Farbtiefe liegt bei 8 Bit für maximale Kompatibilität oder bei 10 Bit, wenn du etwas mehr Reserven brauchst. Die Bildrate beträgt 24 Bilder pro Sekunde für normale Aufnahmen und 60 für geplante Zeitlupen. Diese Kombination liefert gute Qualität, überschaubare Dateigrößen und läuft auch auf einem normalen Rechner stabil.
Deine Meinung zählt
Welche Erfahrungen hast du mit Dateiformaten, Codecs, Farbtiefe und Co gemacht? Schreibs doch in die Kommentare. Damit andere auch daraus lernen können.

Ich bin Edgar, der Kopf hinter wieselfilm und mache seit mehr als zwanzig Jahren Videos. Meine Erfahrungen teile ich hier – wie du mit einem Low-Budget das Meiste aus deinem Hobby rausholen kannst, welche Tricks es in der Nachbearbeitung gibt und wie Adobe Premiere und After Effects funktionieren.
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