Titel wie im Kino mit After Effects

Meine ersten Titelanimationen bei meinen Videos waren entweder nicht vorhanden oder irgendwelche Vorgaben, die das Schnittprogramm mitgebracht hat. Einmal habe ich sogar für jeden Titel acht verschiedene Bilder gemacht, die ich anschließend nacheinander in Premiere angeordnet habe. Das Ergebnis war zwar beachtlich, der Aufwand aber genauso.

Irgendwann bin ich dann an einem Punkt angelangt, an dem mir die Vorgaben für Text-Animationen in Premiere nicht mehr gereicht haben. Dann bin ich auf After Effects umgestiegen. Ist ja auch naheliegend, die Beiden arbeiten sehr gut zusammen. Inzwischen animiere ich meine Titel fast ausschließlich mit After Effects. Weil es viel mehr Möglichkeiten bietet. Selbst die Animationsvorgaben sind umfangreicher.

Einfache Textanimationen habe ich hier ja schon mal beschrieben. Wenn du aber statt einer Animationsvorgabe einen Titel wie im Kino animieren willst, bist du hier genau richtig.

Das machen wir

Titel wie im Kino animieren

Normale Titelanimationen sind dir zu langweilig? Dann mach doch einfach einen Titel wie diesen hier mit After Effects. Wie das geht, findest du hier.

Schritt 1: After Effects starten und vorbereiten

Sicherer Titelbereich

Zuerst mal musst du After Effects starten und eine neue Komposition erstellen. Anschließend wählst du unter „Optionen für Raster und Führungslinien“ die Option „Sicherer Titelbereich“. Jetzt siehst du in deinem Kompositionsfenster ein paar Hilfslinien. Die zeigen dir die Mitte und die Randbereiche deines Videos an. In diesem Bereich solltest du dich bewegen.

Schritt 2: Den Titel einfügen, formatieren und Ausrichten

Werkzeuge für Text

Jetzt kannst du deinen Text einfügen. Dazu brauchst du das Text-Werkzeug, das du in deiner Werkzeugleiste oben findest. Nachdem du es angeklickt hast, kannst du Text einfügen.

Danach klickst du im Kompositionsfenster ungefähr an die Stelle, wo du deinen Titel einfügen möchtest. Das musst du jetzt nicht so genau machen, weil du die Position später noch verändern kannst. Anschließend kannst du deinen Text eingeben. Zum Beispiel „wieselfilm“. Oder deinen eigenen Namen. Den ich ja nicht kenne…

Jetzt kannst du damit anfangen, deinen Text anzupassen. Also zum Beispiel die Schriftart ändern, den Text größer oder kleiner machen und den Absatz festlegen. Eine Einstellung solltest du auf jeden Fall hier festlegen: Den Ankerpunkt. Der bestimmt, wo der Mittelpunkt deines Textes ist. Und der ist bei After Effects am unteren Rand in der Mitte, wenn dein Absatz zentriert ist. Den brauchen wir aber ungefähr in der Mitte des Textes. Deshalb solltest du, nachdem du Schriftart und Textgröße festgelegt hast, den rechten Wert der „Ankerpunkt“-Eigenschaft so ändern, dass er in der Mitte ist. Das siehst du an dem kleinen, roten Kreuz in deinem Text.

Ankerpunkt ändern

Beim Ausrichten von Text gehe ich immer in dieser Reihenfolge vor:

  1. Schriftart, Farbe und Textgröße einstellen
  2. Absatz auf „Zentriert“ stellen
  3. Ankerpunkt ändern, dass er ungefähr in der Mitte ist
  4. In der Komposition horizontal und vertikal zentriert ausrichten

Auf der rechten Seite findest du ein drei Tools, mit denen du deinen Text noch anpassen kannst. Hier kannst du die Schriftart, Textgröße und -farbe ändern, den Absatz einstellen und den Text ausrichten. Bei Titelanimationen richte ich meinen Text eigentlich immer an der Mitte der Komposition aus.

Pro-Tipp: Die Ausrichtung des Textes in der Komposition mache ich erst, nachdem ich den Text formatiert habe. Also die Schriftart, Textgröße und den Absatz eingestellt habe. Denn wenn du eine dieser Eigenschaften änderst, passt die Ausrichtung wieder nicht und du musst das wieder machen. Kostet zwar nichts, wenn du den Text ausrichtest, spart aber Zeit.

Schritt 3: Animator für Laufweite aktivieren

Animator hinzufügen

Im nächsten Schritt animieren wir die Laufweite des Titels. Der soll, wenn er erscheint, ein bisschen „auseinanderlaufen“. Das heißt, der Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben verändert sich,

Dazu wählst du deinen Text in der Timeline aus und klickst rechts auf „Animator hinzufügen“. Hier kannst du verschiedene Eigenschaften auswählen. In unserem Fall brauchen wir die Eigenschaft „Laufweite“. Klicke darauf und die Eigenschaft wird in deiner Timeline hinzugefügt. Jetzt können wir mit der eigentlichen Animation starten.

Schritt 4: Keyframes setzen

Wenn du nicht weißt, was Keyframes sind, findest du hier eine Beschreibung, was Keyframes sind und wie du damit arbeiten kannst.

Zuerst einmal müssen wir für die Laufweite, die Skalierung und die Deckkraft die Keyframes aktivieren. Dabei musst du darauf achten, dass du dich am Anfang deiner Komposition befindest. Der kleine, blaue Abspielkopf muss also ganz links sein. Sobald du nämlich die Keyframes aktiviert hast, erstellt After Effects automatisch einen Keyframe an der Stelle, wo sich dein Abspielkopf befindet.

Eigenschaften für Animation

Zum Aktivieren der Keyframes klickst du auf das kleine Stoppuhr-Symbol neben Laufweite, Skalierung und Deckkraft. Falls du Skalierung und Deckkraft nicht siehst, klicke mal auf „Transformieren“. Da verstecken sich die beiden nämlich.

Sobald du das gemacht hast, erstellt After Effects automatisch einen Keyframe für die Eigenschaften. Das Ganze sollte dann so aussehen:

Keyframes aktivieren

Jetzt können wir weitere Keyframes setzen. Die Gesamtdauer deiner Animation hängt natürlich vom Video ab, in dem du das Einbauen möchtest. Nehmen wir mal an, die Titel-Animation soll fünf Sekunden dauern. Dass ist das Ende unserer Animation. Dort setzt du auch den zweiten Keyframe für die Laufweite und änderst den Wert auf „10“. Für die Skalierung und die Deckkraft kannst du auch gleich bei fünf Sekunden einen Keyframe setzen, die brauchen wir dann später. Den Wert brauchst du für diese beiden Eigenschaften noch nicht ändern, das kommt dann später.

Hier brauchen wir nämlich noch jeweils zwei zusätzliche Keyframes. Gehe in deiner Timeline auf eine halbe Sekunde, also „00:12“. Dort setzt du für Skalierung und Deckkraft jeweils einen weiteren Keyframe. Das Gleiche machst du bei viereinhalb Sekunden, also „04:12“. Auch dort brauchen wir Keyframes. Jetzt sollte das so aussehen:

Gesetzte Keyframes

Schritt 5: Werte für Skalierung und Deckkraft ändern

Gehe zum Anfang deiner Komposition. Dort änderst du die Werte beim ersten Keyframe für die Skalierung auf „0%“ und Die Deckkraft ebenfalls auf „0%“. Beim zweiten Keyframe änderst du die Skalierung auf „80%“ und die Deckkraft auf „100%“. Beim dritten Keyframe änderst du die Skalierung auf „100%“, die Deckkraft sollte hier schon auf „100%“ sein. Beim vierten und letzten Keyframe änderst du die Skalierung auf „300%“ und die Deckkraft auf „0%“.

Wenn dir das zu schnell war, hier nochmal die einzelnen Werte als Liste:

 00:0000:1204:1205:00
Laufweite0  10
Skalierung0%80%100%300%
Deckkraft0%100%100%0%

Schritt 6 (optional): Keyframe-Verhalten ändern

Das Verhalten der Keyframes kannst du mit dem so genannten „Keyframe-Assistenten“ ändern. Der bestimmt, ob die Werte linear oder als Kurve verändert werden. Für diese Animation reicht es, wenn du die drei Keyframes am Anfang und die drei Keyframes am Ende änderst.

Keyframe-Assistent

Dazu wählst du die jeweiligen Keyframes aus, klickst mit der rechten Maustaste drauf, wählst im Kontextmenü, das erscheint unter „Keyframe-Assistenten“ den Wert „Easy Ease“ aus. Das macht die ganze Animation ein bisschen „runder“. Wenn du das wieder Rückgängig machen möchtest, drücke die „Strg“-Taste und klicke den Keyframe noch einmal an. Dann wird er wieder normal.

Dein Titel wie im Kino

So erstellst du ganz einfach einen Titel wie im Kino. Wenn du die Gesamtdauer deiner Animation ändern möchtest, kannst du einfach die letzten beiden Keyframes für Skalierung und Deckkraft sowie den letzten Keyframe für die Laufweite verschieben. Soll die Animation nur 4 Sekunden dauern, schiebst du die Keyframes an die entsprechende Stelle.

Aber da gibt’s noch mehr

Natürlich kannst du da noch mehr machen. Zum Beispiel einen Hintergrund mit Farbverlauf oder Partikel, die herumfliegen. So was gibt’s als Stock-Footage, dass du dir zum Beispiel auf pixabay herunterladen kannst.

Du hast auch noch Titel-Animationen, die cool aussehen? Dann verlinke es einfach in den Kommentaren. Damit andere das auch sehen.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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