So viel Zeit und Geld kostet ein Video

Wenn ich ein Video mache, dauert das ein bisschen. Ich muss Filmen, anschließend die Clips sichten, Musik raussuchen, Schneiden, vielleicht noch ein paar Animationen dazu und so weiter. Das braucht Zeit. Und weil Zeit ja bekanntlich Geld ist, kostet es auch ein paar Euros, wenn du ein Video haben willst.

Ich bin in der glücklichen Lage, damit nicht Geld verdienen zu müssen. Natürlich würde es mich freuen, wenn ich etwas dafür bekommen würde, aber mit den Filmen, die ich mache, lässt sich nicht wirklich was verdienen. Trotzdem hat es mich interessiert. Wie viel müsste ich für den letzten Film, den ich Anfang Dezember gemacht habe, verlangen.

So würde sich der Preis zusammensetzen

Geld

Damit du rausbekommst, wie viel du für ein Video verlangen musst, brauchst du zwei Faktoren: Zeit und Geld. Die Zeit ist der Aufwand, der dahintersteckt. Vorab ist das schwierig abzuschätzen. Vor Jahren habe ich immer gesagt „Eine Minute Video braucht eine Stunde“. Was damals auch gepasst hat. Da habe ich aber weder Farbkorrektur gemacht noch irgendwelche Effekte eingebaut. Heute schätze ich, dass eine Minute Video 2 ½ Stunden Bearbeitung braucht. Dass das ungefähr stimmt, wirst du am Schluss feststellen.

Das Geld ist der zweite Faktor. Entweder du verlangst eine Pauschale und hoffst, dass es sich ausgeht. Oder du rechnest mal deinen Stundensatz aus. Das geht relativ einfach. Du nimmst dein Monatsgehalt, dass du erzielen möchtest und rechnest die so genannten Lohnnebenkosten dazu (Steuern, Sozialversicherung und so weiter). Anschließend musst du noch die laufenden Kosten und die Anschaffungen, die du gemacht hast, reinrechnen. Und zum Schluss dividierst du das durch die Stunden, die du monatlich verrechnen möchtest. Das sind aber natürlich nicht alle Stunden, die du arbeiten kannst. Realistisch rechnest du mit der Hälfte der Stunden.

Klingt viel zu kompliziert? Frag deinen Steuerberater, der kann dir da helfen. Und der Einfachheit halber nehmen wir für dieses Beispiel jetzt mal einen Stundensatz von 125 Euro an. Das ist ungefähr so viel, wie du für deinen Automechaniker pro Stunde bezahlst. Natürlich mit Mehrwertsteuer. Denn der Staat lässt sich sowas nicht entgehen.

Der Aufwand

Der Aufwand ist die Zeit, die du für dein Video brauchst. Hier ist alles drinnen. Du brauchst gewisse Vorarbeiten wie zum Beispiel ein Drehbuch und / oder eine Shotlist. Drehbuch brauchst du nicht immer, zum Beispiel hat bei mir ein Hochzeitsfilm noch nie nach Drehbuch funktioniert. Aber eine Shotlist solltest du da schon haben. Damit du weißt, was du Aufnehmen musst.

Anschließend solltest du dort hinfahren, wo du auch filmen musst. Das ist die so genannte Reisezeit. Die kostet natürlich auch Geld. Und wenn du schon mal dort bist, kannst du auch Filmen. Denn für ein Video brauchst du einzelne Clips, die du später Schneiden kannst. Wenn du dann zurück gefahren bist (was du natürlich auch verrechnen solltest), wirst du die einzelnen Clips sichten, vielleicht mal einen Rohschnitt machen, Musik raussuchen, Titel und Animationen erstellen, Feinschnitt machen und abschließend vielleicht noch Farbkorrektur und Audio-Anpassungen. Der ganz normale Wahnsinn halt.

So viel Zeit habe ich gebraucht

Das Drehbuch für den Film haben die Schüler geschrieben. Ich habe es erst bekommen, wie es schon fertig war. Das war also mal kein Aufwand. Wie lange die dafür gebraucht haben, kann ich nicht sagen. Ich habe es einfach nur per Mail bekommen, habe dann aber eine Shotlist gemacht. Ich habe mir das Drehbuch angesehen und einmal eine Reihenfolge festgelegt, wann wir was wo filmen. Das war schon mal eine Stunde.

Anschließend musste ich nach Grein fahren. Dort haben wir nämlich gefilmt. Das dauert ungefähr 45 Minuten pro Strecke. Also insgesamt eineinhalb Stunden. Macht in Summe zweieinhalb Stunden, ohne dass ich auch nur einen Clip aufgenommen habe.

Fürs Filmen hatte ich ein relativ enges Zeitfenster. Einen ganzen Tag. Besser wären natürlich zwei gewesen, aber mehr hatte ich nicht. Ein ganzer Tag hat acht Stunden, abzüglich einer Stunde Mittagspause. Also insgesamt sieben Stunden Filmen. Macht in Summe, nur für die Vorbereitung, Anreise und Aufnahmen, neuneinhalb Stunden. Das Ergebnis waren 216 Clips, die ich aufgenommen habe.

Anschließend habe ich das Material gesichtet und kategorisiert. Also die Aufnahmen nach Szenen angeordnet. Denn nur so konnte ich herausfinden, ob ich auch genügend Material hatte. Aufnahmen, die kompletter Mist waren, habe ich gleich mal aussortiert. Das Ganze hat wieder eineinhalb Stunden gedauert. Somit waren wir auf elf Stunden.

Erst danach gings an den Rohschnitt und gleichzeitig ans Suchen der passenden Musik. Der Einfachheit halber habe ich nur Musik von Pixabay genommen. Dort findest du nämlich einzelne Stücke und die passende Lizenz dazu. Völlig kostenlos. Und das ist keine Werbung, das finde ich einfach nur praktisch. Denn so kannst du später die Urheberrechts-Dinge bei YouTube & Co verhindern.

Der Rohschnitt mit den entsprechenden Audio-Tracks war nach ungefähr zehn Stunden fertig. Nur war das Ganze natürlich noch nicht ansehnlich. Da waren keine Übergänge drinnen, keine Titel, keine Animationen und keine Effekte. Einfach nur mal grob zusammengewürfelt. Das Video hätte in diesem Zustand sogar über zwei Minuten länger gedauert.

Nach insgesamt 21 Stunden gings an die Details. Die Uhren-Animation ganz am Anfang des Videos war dabei mit vier Stunden das Aufwändigste. Denn da habe ich nicht nur eine Uhr gemacht, auch das Timing musste passen. Dafür waren die Animationen beim Verschwinden und wieder Auftauchen der Schüler relativ einfach. Einmal festgelegt, war es eigentlich nur Copy-Paste. Das geht beim normalen Feinschnitt mit.

Nachdem ich mit dem Ergebnis zufrieden war, habe ich mal auf die Uhr gesehen. Sechzehn Stunden waren vergangen. Nur Feinschnitt, Detail-Arbeiten und Abspann. Mit den Vier Stunden, die ich animiert habe, waren das also 20 Stunden. 41 Stunden bis zur Farbkorrektur. Und die hat auch nochmal zwei Stunden gedauert. Wobei ich hier sicherlich noch mehr Zeit investieren hätte können. Aber ich hatte einen Termin, wo das Video fertig sein musste.

Siebzehn Minuten Video haben also insgesamt 43 Stunden Aufwand verursacht. Da sind wir ziemlich genau auf 2 ½ Stunden pro Minute Video.

Was würde das kosten

Vorweg: Ich habe den Film nicht gemacht, weil ich damit Geld verdienen möchte. Ich habe ihn deshalb gemacht, weil mich die beiden Lehrer, mit denen ich befreundet bin, gefragt haben, ob ich das machen möchte. Und natürlich habe ich ja gesagt. Es war nicht mal gefordert, dass ich den Film mache. Die wollten das selbst machen. Glaube ich zumindest. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Wenn ich das Ganze aber verrechnen müsste, wären das insgesamt 5.375 Euro. Das sind die 43 Stunden Aufwand mal 125 Euro pro Stunde. Das Drehbuch und die Darsteller haben in dem Fall nichts gekostet. Wenn ich den Aufwand und den Kostenersatz für die Darsteller auch noch reinrechnen würde, würden hier Daumen mal Pi nochmal 1.500 Euro dazu kommen. Also insgesamt 6.800 Euro für siebzehn Minuten Video. Inklusive Mehrwertsteuer versteht sich.

Eine Leistung hat ihren Preis

VHS Play

Dass ich für dieses Video kein Geld verlange, habe ich ja schonmal erwähnt. Das habe ich gemacht, weil es mich wirklich interessiert hat. Das gilt auch für die meisten meiner Videos. Ich mache das als Hobby und nicht für meinen Lebensunterhalt. Ich möchte hier aber eines aufzeigen: Wenn man ein hochwertiges Video haben möchte, dann muss man auch entsprechend viel Geld dafür bezahlen.

Ein Hochzeitsfilm dauert zwischen 30 und 40 Stunden, bis er fertig ist. Ein kurzes Tutorial verursacht acht Stunden Aufwand. Die Aufzeichnung für ein 30 Minuten-Webinar dauert zwei Tage oder sechzehn Stunden. Videos machen dauert eben seine Zeit. Und die ist ja bekanntlich Geld.

Trotzdem gibt es immer wieder Anbieter, die mit vermeintlichen Schnäppchen-Angeboten daherkommen. Mein eigener Hochzeitsfilm um 1.000 Euro? Klingt ja verlockend. Denn andere verlangen das Doppelte oder Dreifache dafür. Gut, es gibt meistens keine Referenz-Videos oder Beispiele. Aber egal. Ist billig.

Da drängen sich für mich drei Fragen auf: Wollt ihr was damit verdienen? Bezahlt ihr eure Leute ordentlich? Und bekomme ich da was Hochwertiges? Wenn du diese drei Fragen mit „Ja“ beantworten möchtest, dann musst du auch ordentlich kalkulieren. Dann kostet das Hochzeitsvideo eben das Doppelte. Dafür filmst du nicht mit dem Smartphone, sondern mit einer „echten“ Kamera. Du bezahlst deine Leute ordentlich und verdienst mit deinem hochwertigen Video sogar Geld.

Deine Meinung zählt

Bist du da anderer Meinung? Oder willst du uns auch deine Erfahrungen mitteilen? Dann schreib doch was in die Kommentare. Damit andere das auch wissen.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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