Drohnen – eine Gefahr für die Menschheit?

In letzter Zeit wird viel über Drohnen  geschrieben. Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich mehr darüber berichtet wird oder weil ich selbst auch Besitzer einer Drohne und in verschiedenen Gruppen in den sozialen Medien aktiv bin. Das meiste, was darüber berichtet wird, ist leider nicht positiv. Meistens geht es um Drohnen, die in der Nähe von Flughäfen gesichtet wurden oder andere Gefahren, die davon ausgehen. Etwas anderes würde ja sowieso niemand lesen. Dass aber von einer Drohne automatisch eine Gefahr und Bedrohung für die Menschheit ausgeht, ist schlichtweg falsch. Aus mehreren Gründen.

Die technische Seite

Zahnräder

Den Anfang meiner Drohnenpiloten-Karriere machte ich mit einer kleinen Spielzeug-Drohne, die ich um knapp vierzig Euro gekauft hatte. Diese Dinger bestehen hauptsächlich aus einem Kunststoff-Rahmen mit vier Propellern. Kein Gyroskop zur Stabilisierung, keine Sensoren in irgendeine Richtung. Nicht mal eine Kamera war dabei. Der einzige Luxus war der Propellerschutz, der jedoch bald Bekanntschaft mit der Wand machte und Geschichte war.

Wenn du schon einmal mit so einem Gerät geflogen bist, dann hast du ungefähr eine Ahnung davon, welches Gefährdungspotential von Drohnen ausgeht – wenn denn die Technik nicht stimmt. Nichts war bei meinen Flugversuchen sicher. Wände, Fenster und Möbelstücke wurden touchiert, Pflanzen rasiert und eine Menge Staub aufgewirbelt. Glücklicherweise haben wir keine Haustiere, die hätten wahrscheinlich eine neue Frisur bekommen.

Mein Ziel war damals, fliegen zu lernen. Der erste Versuch endete zuerst an der Decke (wo die Drohne zu kleben schien, bis ich herausgefunden hatte, wie man wieder runterkommt) und anschließend mit einem lauten Knall am Boden. Aber robust sind sie ja. Unzählige Versuche und Ladezyklen später konnte ich das kleine Ding halbwegs kontrollieren (zumindest die Höhe) und steuern. Trotzdem knallte ich immer irgendwo dagegen. Wie gesagt, keine Sensoren.

Die Gefahr, die von solchen Spielzeugdrohnen ausgeht, ist überschaubar. Außer das Fluggerät selbst wurde bei meinen Flugversuchen nichts in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb sind Spielzeugdrohnen auch größtenteils von Richtlinien und Gesetzen ausgenommen. Wenn die Fluggeräte dann aber größer werden, schaut das schon anders aus. Hier gibt es dann Richtlinien, an die man sich halten muss – und das ist auch gut so.

Ab einer gewissen Größe haben die Drohnen verschiedene Hilfsmittel mit an Bord, die auf der einen Seite das Fliegen für den Piloten einfacher machen, auf der anderen Seite aber auch die Sicherheit, besonders  für unbeteiligte Personen, erhöhen.  Das ist natürlich auch notwendig, weil von diesen Drohnen eine größere Gefahr ausgeht. Sie fliegen höher und weiter, haben mehr Gewicht und sind schneller aus Spielzeugdrohnen. Deshalb haben sie verschiedene Sensoren in alle möglichen Richtungen, das Fluggerät stabilisiert sich selbst und bei zu geringem Ladestand landet die Drohne automatisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Drohne einfach so vom Himmel fällt, ist damit eher gering. Ich bin schon viele Male geflogen, aber einfach runtergekommen ist meine Mavic Pro noch nie. Im Gegenteil, sie fliegt meistens von selbst nach Hause.

Selbst wo ich abheben darf, wird dank Geofencing eingeschränkt. Befinde ich mich in einer Flugverbotszone und meine Drohne erkennt das, wird sie mir den Dienst verweigern. Technisch betrachtet ist das Gefährdungspotential einer „großen“ Drohne also eher gering. Aber das ist natürlich nur die eine Seite der Medaille.

Menschlich betrachtet

Mann beißt in Zitrone

In der IT gibt es den Spruch „Die größte Fehlerquelle am PC sitzt zwischen Tastatur und Sessellehne“. Das gleiche gilt natürlich auch für Drohnen, wobei hier die Fehlerquelle die Fernbedienung in der Hand hält.

Selbst mir ist es schon einmal gelungen, mit meiner Mavic Pro abzustürzen. Aber nicht einfach so, ein Olivenbaum war der Grund. Genau in dem Moment, wo ich darunter durchfliegen wollte, beschloss die Drohne, an Höhe zu gewinnen. Nach eingehender Bekanntschaft der Propeller mit den Ästen verteilten sich Beide in der näheren Umgebung und die Drohne landete unsanft am Boden.

Was war passiert? Es war mein Fehler. Beim Smartphone hatte ich nicht den Flugmodus aktiviert. Nur kurz zur Erklärung: Wenn dein Smartphone ganz normal im Mobilnetz hängt, kann es passieren, dass du einen Verbindungsabbruch von der Fernbedienung zur Drohne hast. Wenn das der Fall ist, dann startet die Mavic Pro die „Return to Home“-Prozedur und steigt mal auf mindestens zwanzig Meter. Sie konnte ja nicht wissen, dass da ein Olivenbaum im Weg war.

Sei es aus Unachtsamkeit, so wie bei mir, oder aus Risikofreude – die größte Gefahr geht tatsächlich vom Piloten aus.  Ich persönlich riskiere beim Fliegen mit der Drohne nichts. Ich will niemandem weh tun oder etwas kaputt machen. Wer seine Drohne aber immer höher und immer weiter fliegen lassen möchte, der kann das von mir aus machen – wenn er dann mit den Konsequenzen klar kommt. Und die sind immer strengere Regeln bis hin zu kompletten Flugverboten.

Drohnen – eine Gefahr für die Menschheit?

Drohne

Ich ziehe hier jetzt einmal einen Vergleich zum Straßenverkehr. Der funktioniert auch nur, weil sich die meisten Menschen an die Regeln halten. Ein rotes Licht würde ein Auto nicht zum stehen bringen und ich könnte im Ortsgebiet technisch gesehen schneller als die erlaubten 50 km/h fahren. Es ist immer noch der Mensch, der drinnen sitzt und das Auto kontrolliert. Ich steige auf die Bremse , wenn die Ampel rot ist und halte mich, abgesehen von ein paar kleineren Übertretungen, an die Geschwindigkeitsbeschränkung.

Wenn ich mir die Einträge in diversen Gruppen und Foren anschaue, dann sind die meisten Drohnenpiloten vernünftige Leute, die darauf sich an die Regeln halten und darauf achten, dass niemand gefährdet wird oder Dinge zu Schaden kommen. Da wird gefragt, ob man da und dort fliegen darf, welche Bestimmungen es in den verschiedenen Ländern gibt und wo die Grenzen sind. Sie halten sich an die Regeln. Aber wie im Straßenverkehr gibt es auch hier Menschen, für die Regeln offensichtlich nicht gelten. Da geht es darum, immer höher und weiter zu fliegen, neue Rekorde aufzustellen und Andere zu beeindrucken. So wie der Führerscheinneuling, der mit 150 km/h durchs Ortsgebiet fährt. Weil er sich beweisen muss.

Genau diese Leite sind es, die den Vernünftigen den Spaß nehmen. Durch Berichte über Drohnen, die zu nahe an Flughäfen fliegen und Flugzeuge gefährden oder andere Menschen gefährden, wird in der Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild gezeichnet. Unbeteiligte sehen Drohnen als Gefahr für die Menschheit und schreien nach schärferen Richtlinien bis hin zum kompletten Verbot von Drohnen. Dazu wird es hoffentlich nie kommen, aber die Regeln werden schärfer und die Anforderungen an die Piloten höher. Aber was bringts? Wahrscheinlich nichts. Denn die meisten Verkerhssünder haben auch einen Führerschein.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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