Generative KI: Wenn Videos aus dem Nichts entstehen

Also ich muss ehrlich sagen, ich bin beeindruckt. Aber nicht überrascht. Der Fortschritt, den künstliche Intelligenz in den letzten zwei Jahren gemacht hat, ist schon gigantisch. Besonders dann, wenn es um generative KI geht.

KI ist ja eigentlich schon wieder fast ein alter Hut. Jeder spricht darüber, täglich kriegen wir neue Nachrichten aufgetischt, was KI nicht alles kann. Ja, künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht.

Doch während viele noch über automatische Schnittsysteme oder Spracherkennung staunen, geht die Entwicklung längst weiter: Generative KI kann inzwischen Videos erschaffen, die es vorher in dieser Qualität nicht gegeben hat. Keine Kamera, kein Set, keine Schauspieler – nur ein Textbefehl. Klingt faszinierend. Oder beunruhigend. Vielleicht beides.

Die neue Art, Videos zu „drehen“

Was vor Kurzem noch nach Science-Fiction klang, ist heute Realität: Generative KI‘s wie Sora, Adobe Firefly oder Veo verstehen Beschreibungen und verwandelt sie in bewegte Bilder. Da brauchst du nur etwas Tippen, die KI macht daraus ein Video. Zum Beispiel „Eine Reiterin im Morgennebel, Kamera fährt langsam um sie herum“. Sekunden später entsteht ein Video. Von dem kein einziger Moment jemals echt war. Das Pferd war nicht echt, die Reiterin war nicht echt, nicht einmal der Nebel war echt. Alles, was du siehst, hat die KI aus Milliarden von Beispielen berechnet.

Das macht Adobe Firefly aus dem Prompt “Eine Reiterin im Morgennebel, Kamera fährt langsam um sie herum”

Zwischen Kreativität und Kopie

Es gibt Menschen, die feiern generative KI. Und dann wiederum gibt es Menschen, die stehen dem ganzen kritisch gegenüber. Aber was ist gut daran, Videos einfach nur durch einen Text-Prompt generieren zu können? Naja, du brauchst zuerst einmal kaum ein Budget. Geschweige denn Ausrüstung. Du kannst deine Ideen blitzschnell visualisieren oder Konzepte einfach testen. Du kannst auch ganze Welten erschaffen. Das klingt ja schon mal nicht schlecht.

Aber über kurz oder lang drängt sich dann doch die Frage auf, wo Kreativität beginnt und wo sie endet. Wenn eine KI Bildsprache, Lichtstimmung und Bewegungen aus Millionen existierender Werke „lernt“, ist das dann noch eigene Kunst oder einfach nur eine Mischung aus fremden Ideen? Generative KI schöpft nicht aus Erfahrung oder Emotion, sondern aus Statistik. Sie ahmt Kreativität nach, ohne sie zu verstehen.

Der Verlust des Echten

Ein großes Problem dabei ist die Authentizität. Wenn jede beliebige Szene mit generativer KI einfach erzeugt werden kann, verliert das echte Bild an Bedeutung. Wie sollen wir da noch zwischen realem und Fake-Video, das von einer KI generiert wurde, unterscheiden? Diese Frage ist jetzt keine Theorie, sie ist bitterer Ernst und betrifft Journalismus, Werbung und sogar die Justiz.

Was passiert also, wenn du ein Fake-Video nicht mehr als solches erkennen kannst? Wenn Ereignisse gezeigt werden, die nie existiert haben oder Menschen etwas sagen, dass so nie gesagt wurde ist?

Als halbwegs gebildeter und vernünftiger Mensch können wir heute schon unterscheiden, was echt ist und was nicht. Denn Fake Videos gibt es, seit Bilder laufen gelernt haben. Und generative KI hat bis vor kurzem auch noch sechs Finger beim Menschen gemacht. Die technischen Möglichkeiten werden aber immer besser. Und je realistischer die Systeme werden, desto mehr verschwimmt die Grenze zwischen echt und Fake. Das kann sogar dazu führen, dass wir ein generelles Misstrauen gegenüber allem haben werden, was wir sehen. Selbst echte Aufnahmen müssen sich dann zukünftig erst beweisen, bevor wir ihnen glauben.

Hier sind vor allem Medien, Plattformbetreiber und Politik gefordert. Es braucht klare Kennzeichnungen, Herkunftsnachweise und Standards für digitale Echtheitszertifikate, die erkennen lassen, ob ein Video echt ist oder nicht. Aber auch wir als Zuschauer tragen Verantwortung: Wer Inhalte teilt, sollte lernen, sie kritisch zu hinterfragen. Medienkompetenz wird damit zu einer Schlüsselqualifikation der Zukunft – genauso wichtig wie Kreativität oder technisches Wissen.

Wer hat das Urheberrecht an einer Illusion?

Auch rechtlich steckt generative KI in einer Grauzone. Die Systeme werden mit riesigen Datenmengen trainiert. Und das in der Regel ohne Zustimmung der Urheber. Da fließen Fotos, Videos und Animationen in einen riesigen Datenpool und werden wie in einem Mixer zu neuen Szenen. Aber wer hat hier jetzt das Urheberrecht? Und wer ist für den Inhalt verantwortlich? Der Anbieter der generative KI oder doch der Nutzer, der das Video erzeugt hat? Oder vielleicht gar niemand? Und ist das überhaupt relevant?

Wenn du jetzt denkst „Das ist doch egal, wer hier das Urheberrecht hat“, dann stell dir mal die Frage, was passiert, wenn hier Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Zum Beispiel durch Deepfakes oder ungewollte Darstellungen realer Personen. Dann wäre es durchaus interessant, wer hier der Urheber ist. Hier fehlen klare Regeln, denn viele Anbieter schieben die Verantwortung einfach auf die User ab.

Die Illusion der Kreativität

Generative KI kann nur das reproduzieren, was sie kennt. Sie hat kein Verständnis für Geschichte, Emotion oder Intention. Sie berechnet, was „realistisch aussieht“. Das Ergebnis ist beeindruckend, aber selten überraschend.

Was fehlt, ist das Unvorhersehbare, das Unperfekte. Das, was kreative Menschen ausmacht. Eine Kamera, die zufällig ein Lichtreflex einfängt, oder ein Schauspieler, der spontan anders reagiert als geplant. Solche Momente gibt es in der KI-Welt – noch – nicht.

Worauf es jetzt ankommt

Generative KI ist aber absolut kein Feind. Gerade beim Erstellen von Videos kann sie sehr hilfreich sein. Sie zwingt uns aber, neu zu definieren, was Kreativität und Originalität eigentlich bedeuten und wie wir mit Bildern und Videos umgehen, denen wir nicht mehr vertrauen können. Natürlich gibt es Fälschungen und Inszenierungen, seit es Filme und Videos gibt. Da wurden Szenen gestellt, damit sie dramatischer aussehen. Denk nur an Wochenschauen, die Ereignisse nachgestellt oder falsch wiedergegeben haben. Oder an Bilder von Kriegen, die bewusst in Szene gesetzt wurden. Und seit ein paar Jahren können wir Videos digital manipulieren. Oder glaubst du, dass die Dinosaurier in Jurassic Park echt waren?

Der Unterschied liegt heute in der Qualität und Zugänglichkeit. Was früher nur mit großem Aufwand und teurer Software möglich war, kann heute jeder in wenigen Minuten mit einem kostenlosen Tool erzeugen. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion werden dadurch immer durchlässiger. Und genau deshalb wird es immer wichtiger, kritisch zu bleiben und bewusst zu hinterfragen, was wir sehen.

In Zukunft werden Videos wahrscheinlich beides enthalten. Echte Bilder und generierte. Das entscheidende daran wird sein, dass wir einfach erkennen können, was echt ist und was falsch.

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