Warum Videos machen Geld kostet

Beim Schneiden des neuen Videos habe ich wieder mal eines bemerkt: Es geht verdammt viel Zeit drauf. Neben dem eigentlichen Shooting, wo ich den ganzen Tag mit der Kamera herumlaufe, braucht es auch noch ein paar Stunden fürs Schneiden. Und wenn du dann auch noch eine Animation machen möchtest, dann dauerts umso länger. Für das Video habe ich insgesamt 18 Stunden gebraucht. Das Endergebnis ist ein Clip mit gerade mal vier Minuten.

Wenn ich dafür von einem Kunden Geld verlangen müsste, würden da gut und gerne knapp zweitausend Euro fällig. Aber warum ist das so teuer? Und was dauert da eigentlich so lange?

Zuerst mal eine Analyse

Von den 18 Stunden, die ich für das Video insgesamt gebraucht habe, sind fünf Stunden nur fürs Filmen draufgegangen. Naja, eigentlich nicht wirklich, weil gefilmt habe ich nur zwei oder drei volle Stunden. Aber ich war fünf Stunden unterwegs. Die An- und Abreise war in dem Fall jeweils 45 Minuten. Dann noch Equipment bereit machen, Filmen und Equipment wieder verstauen. Fünf Stunden insgesamt.

Danach habe ich die Clips von den SD-Karten auf die NAS kopiert. Dabei habe ich mir jeden einzelnen Clip angesehen, in verschiedene Ordner verschoben und Notizen dazu gemacht. Hat bei insgesamt 60 Clips zwei weitere Stunden gedauert. Macht also insgesamt schon sieben Stunden, ohne dass ich überhaupt mal mit Schneiden angefangen habe.

Anschließend habe ich mal die Musik gesucht. Ich wusste, dass ich zwei verschiedene Musikstücke brauche, war mir aber noch nicht ganz sicher, aus welchem Genre die Musik sein sollte. Hat dann insgesamt auch zwei Stunden gedauert. Hier habe ich Potential für Verbesserung. Das sollte eigentlich auch in einer halben Stunde möglich sein.

Zeitleiste von Premiere

Danach gings an den Rohschnitt. Zuerst einmal ein neues Projekt in Adobe Premiere aufsetzen, die Musik importieren, Marker im Takt setzen und dann die einzelnen Clips entsprechend anordnen. Obwohl ich die Clips vorher sortiert habe, brauchst du fürs Suchen deine Zeit. Deshalb dauert der Rohschnitt auch etwa drei Stunden. Das kannst du kaum schneller machen. Das Einzige, was das Ganze beschleunigen würde, wäre eine effiziente Kategorisierung und Beschreibung der einzelnen Clips beim Kopieren und Sichten. Da würdest du halt dann die Zeit dort verbraten. Insgesamt also auch keine Erleichterung.

Weiter gings mit der Animation fürs Intro. Die hat wirklich lange gedauert. Insgesamt waren das vier Stunden. Nachdem das aber nicht geplant war, sondern eher nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ gemacht wurde, hat das so lange gedauert. Wäre wahrscheinlich mit einer entsprechenden Planung auch kürzer möglich gewesen. Vielleicht drei Stunden. Animationen mit Adobe After Effects dauern eben ihre Zeit.

Zum Schluss war dann noch die Farbkorrektur. Die habe ich bei dem Video jetzt nicht wirklich überstrapaziert. Die Aufnahmen habe ich alle mit meiner GH5 gemacht, das Profil war immer gleich. Das Einzige, was ich hier gemacht habe, war die Helligkeit und den Kontrast einzelner Clips anzupassen. Zu mehr hatte ich in dem Fall keine Zeit. War aber dann trotzdem eine Stunde.

Insgesamt kommen so achtzehn Stunden zusammen. Und dabei ist hier noch nicht mal Rendern, auf YouTube hochladen und Thumbnail-Erstellung mit dabei. Da kannst du auch nochmal eine halbe Stunde draufgeben.

Kann ich das schneller machen?

Eigentlich hast du selbst bei so einem kurzen Clip kaum Möglichkeit, Zeit zu sparen. Beim Filmen sowieso nicht. In der Nachbearbeitung vielleicht. Nimm einfach Musik, die so „Naja“ passt. Die Animation kannst du mit der entsprechenden Planung auch schneller hinbekommen. Oder du lässt sie komplett weg und machst nur einen einfachen Titel. Farbkorrektur wird sowieso überbewertet.

Wenn du so vorgehst, dann brauchst du statt 18 Stunden nur 14. Das Ergebnis ist ein billigeres Video, dass wahrscheinlich auch den Anforderungen entspricht. Die Ersparnis bei der Produktion wäre etwa ein Viertel. Statt zweitausend Euro dann halt nur 1.500. Gratuliere, voll gespart.

Videos produzieren kostet eben Geld.

Nachdem ich das Video in meiner Freizeit gemeinsam mit meiner Tochter bei einem Reitturnier, bei dem ich sowieso dabei war, aufgenommen habe, stellt sich die Frage nach den Kosten gar nicht. Weil es sowieso niemand gezahlt hätte.

Das Video selbst hätte ich noch besser machen können. Ein wenig mehr Farbkorrektur, das Audio vielleicht noch ein bisschen besser anpassen und noch weitere Kleinigkeiten. Wären locker noch zwei Stunden mehr gewesen. Dazu hat mir dann aber doch die Zeit gefehlt. Selbst nach 18 Stunden war das Video ein Kompromiss.

Das Beispiel soll eines zeigen: Videos produzieren kostet Geld. Weil es eine Dienstleistung ist, die auch bezahlt werden möchte. Wer richtig rechnen kann, weiß auch seinen Stundensatz, mit dem er oder sie am Ende des Monats etwas verdienen kann.

Alle anderen, die solche Videos um ein paar hundert Euro machen, wollen sich entweder in der Freizeit ein bisschen Geld dazuverdienen oder haben am Ende des Tages kein Geld mehr übrig. Gemeinsam haben sie eines: Sie ruinieren den Markt. Weil andere, die von dieser Dienstleistung leben müssen, es schwerer haben.

Was sagst du dazu?

Bist du da anderer Meinung? Oder hast du einen Weg gefunden, wie du deine Videos schneller fertigbekommst? Dann schreibs doch in die Kommentare.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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