Was ist eine LUT und wofür brauche ich die?

Wenn man sich ein bisschen mit dem Thema Videoschnitt oder Color Grading beschäftigt, stolpert man früher oder später über den Begriff LUT. Klingt erstmal technisch – ist es im Kern auch – aber eigentlich verbirgt sich dahinter ein ziemlich praktisches Werkzeug, das dir beim Look deines Videos unter die Arme greift. Also: Was ist eine LUT, und warum solltest du ihn kennen?

Was ist ein Farbprofil?

Wenn du mit verschiedenen Kameras filmst, kann das Rohmaterial ganz unterschiedlich aussehen. Das liegt daran, dass sie mit unterschiedlichen Farbprofilen aufnehmen. Wahrscheinlich ist dir das schon einmal aufgefallen, wenn du eine Smartphone-Aufnahme mit einer Drohnen- oder Systemkamera-Aufnahme verglichen hast. Die Farben sehen unterschiedlich aus. Während die Aufnahme mit dem Smartphone ziemlich kräftige Farben hat, kann es sein, dass die Aufnahme aus der Drohne eher flach wirkt.

Das hat mit dem eingestellten Farbprofil zu tun. Bei Drohnen oder Systemkameras kannst du das in der Regel einstellen, beim Smartphone nicht. Eine „flache“ Aufnahme wurde wahrscheinlich mit einem so genannten Log-Profil aufgenommen. Sie heißen zum Beispiel S-Log, V-Log, C-Log, je nach Hersteller. Es gibt auch CineLike-D, ein etwas einfacheres flaches Profil, das vor allem bei Panasonic-Kameras beliebt ist. Diese Profile sorgen dafür, dass möglichst viele Bilddetails erhalten bleiben – vor allem in sehr hellen oder sehr dunklen Bereichen. Das ist super fürs Nachbearbeiten, weil du dann mehr Spielraum beim Anpassen von Helligkeit, Kontrast und Farbe hast.

Eine LUT hilft dir hier enorm, denn er gibt dem flachen Bild wieder Farbe und Kontrast zurück – und zwar mit nur einem Klick. Wenn du mit verschiedenen Kameras filmst – zum Beispiel mit einer Systemkamera in V-Log und gleichzeitig mit dem Smartphone – helfen dir LUTs dabei, die Bilder anzugleichen, also einen einheitlichen Stil zu schaffen. Ohne LUTs sehen solche gemischten Aufnahmen schnell zusammengewürfelt aus.

Was ist eine LUT?

LUT steht für Look-Up Table – also eine „Nachschlagetabelle“. Normalerweise ist das eine Datei, die du in dein Schnittprogramm, wie zum Beispiel Adobe Premiere oder DaVinci Resolve, importieren kannst. Diese LUT sagt deinem Schnittprogramm: „Wenn im Rohmaterial ein bestimmter Farbwert auftaucht, ersetze ihn durch diesen anderen.“ Also ein Farbfilter mit mathematischem Hintergrund. Du kannst dir das vorstellen wie eine Voreinstellung in Adobe Lightroom für Fotos. Nur eben für Videos. Ein LUT verändert also nicht dein Material an sich, sondern nur, wie es dargestellt wird.

In der Videobearbeitung unterscheidest du in Ein- und Ausgabe-LUT. Während die Eingabe-LUT deine Aufnahmen auf die gleiche Basis bringt, gibt die Ausgabe-LUT deinem Video eine kreative Note.

Dazu brauchst du eine LUT

Dazu brauchst du LUTs

Eine Eingabe-LUT brauchst du dann, wenn du mit verschiedenen Kameras filmst. Bei einem meiner letzten Videos waren es sogar drei – eine GH5, eine GH6 und eine Mavic Pro 2. Während die GH5 in CineLike-D aufnimmt, die Mavic Pro 2 in D-Log M, kann die GH6 V-Log. Und genau hier hilft dir eine LUT.

Damit alle Aufnahmen gleich aussehen, brauchst du LUTs. Das Ziel soll dabei sein, dass alle Aufnahmen die Farben gleich wiedergeben. Dazu musst du wissen, mit welchem Farbprofil deine Aufnahme aufgenommen wurde und welches Ziel-Farbprofil du verwenden möchtest. Das kannst du dir selbst aussuchen. Ich verwende dafür zum Beispiel immer Rec.709.

Deshalb habe ich auch für die GH5 eine LUT von CineLike-D auf Rec.709, für die Mavic Pro 2 eine LUT von D-Log M auf Rec.709 und für die GH6 eine LUT von V-Log auf Rec.709. Und die stelle ich in meinem Schnittprogramm in der Farbkorrektur entsprechend ein. Denn damit habe ich mal die gleiche Basis fürs Color Grading – also den Stil des fertigen Videos.

Beim Color-Grading brauchst du dann die Ausgabe-LUTs. Die bestimmen dann, wie die Farben in deinem fertigen Video wiedergegeben werden. Hier kannst du meistens aus einer großen Auswahl in deinem Schnittprogramm wählen. Zum Beispiel verwende ich bei meinen Videos meistens die Vorgabe „SL Gold Orange“ in Adobe Premiere Pro. Die gibt deinem Video einen leichten Orange-Ton, was zum Beispiel auch bei Kinofilmen angewendet wird.

Eigenes Grading oder LUT?

Klar, du kannst auch alles selbst graden. Das ist zwar mühsam, ist aber manchmal der bessere Weg. Gerade wenn du auf einen ganz bestimmten Stil hinauswillst. Aber eine LUT kann dir eine hervorragende Ausgangsbasis liefern. Oder sie kann dir helfen, einen einheitlichen Look über mehrere Clips hinweg herzustellen – vor allem bei Projekten, die mit mehreren Kameras oder an unterschiedlichen Tagen gedreht wurden.

Woher kriege ich meine Eingabe-LUTs?

Screenshot ChatGPT zur LUT Erstellung
Auch ChatGPT kann eine LUT erstellen

Die meisten Schnittprogramme wie DaVinci Resolve, Adobe Premiere Pro oder Final Cut Pro unterstützen LUTs standardmäßig und haben auch schon welche mit dabei. Wenn die aber nicht passen, weil du jetzt zum Beispiel nicht mit einer 100.000 Euro ARRI Alexa filmst (LUT dabei in Adobe Premiere), dann brauchst du eigene LUT-Dateien. Die musst du nur importieren und anwenden – fertig. Aber woher kriegst du die LUT-Dateien? Da gibt’s mehrere Möglichkeiten.

Die Aufwändigste ist, dass du dir deine LUT selbst erstellst. Das kannst du zum Beispiel mit Adobe Premiere machen. Kann aber etwas dauern und braucht ein wenig Erfahrung. Wenn das Ergebnis passt, dann kannst du die LUT-Datei erstellen und auf andere Aufnahmen anwenden. Ist aber, wie gesagt, etwas zeitaufwändig.

Viele Kamerahersteller bieten auch schon passende LUTs für ihre Log-Profile an. Ich habe meine V-Log zu Rec.709 LUT für die GH6 zum Beispiel von der Panasonic-Webseite. Andere Hersteller haben ebenfalls LUTs zum Download.

Oder du nutzt ChatGPT. Der kann nämlich auch LUTs erstellen. Da habe ich zum Beispiel meine LUT für die GH5 von CineLike-D auf Rec.709 her. Und ich muss ehrlich sagen, das geht richtig schnell und reicht schon mal als Basis aus.

Fazit

Eine LUT ist kein Zaubermittel, aber ein extrem nützliches Werkzeug. Gerade wenn du regelmäßig Videos bearbeitest, lohnt es sich, ein bisschen mit LUTs zu experimentieren. Sie sparen Zeit, bringen Aufnahmen von verschiedenen Kameras auf die gleiche Basis und können deinem Video eine ganz eigene Handschrift geben.

Und wie immer gilt: Nicht einfach drüberbügeln und fertig, sondern ausprobieren, anpassen und verstehen, was da passiert. Dann ist eine LUT nicht nur irgendein technisches Kürzel, sondern ein echtes kreatives Hilfsmittel in deinem Workflow.

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