Warum Captain Marvel besser als Indiana Jones ist

Ich habe mir Captain Marvel angesehen. Ja, ich schaue Superhelden-Filme – aber ohne ein wirklicher Fan zu sein. Zum Glück kenne ich ein paar Spezialisten, denn beim obligatorischen Drink danach lasse ich mir dann die Zusammenhänge erklären. So verstehe ich dann auch, was ich gerade gesehen habe.

Wie es sich bei einem Marvel-Film gehört, bleibt man natürlich auch dann noch sitzen, wenn der Abspann läuft. Denn es könnte ja noch was kommen (was es auch tatsächlich tut). Während man also auf die Post Credit Scenes wartet, hat man Zeit, sich die Mitwirkenden anzusehen. Erwähnenswert ist hier Andrew P. Flores als Standby Painter.

Was aber wirklich auffällt, sind die unzähligen Visual-Effects Leute, die bei dem Film mitgewirkt haben. Nur zur Info: Am gesamten Film haben über 1.600 Leute mitgearbeitet, vom Hauptdarsteller bis eben zum Standy-Painter. Das allein ist schon eine beeindruckende Zahl und erklärt auch, warum die Produktionskosten 150 Millionen Dollar ausmachen (Wahrscheinlich verschlingt schon das Catering die Hälfte davon). Für die Spezialeffekte waren aber sage und schreibe 750 Leute verantwortlich. Siebenhundertfünfzig. Unglaublich.

Effekte, Effekte

Natürlich ist Captain Marvel ein Film, der viele Effekte braucht. Samuel L. Jackson 25 Jahre jünger aussehen zu lassen ist schon eine Herausforderung an sich. Das Ergebnis sieht aber glaubwürdig aus. Nicht so wie früher, wo mit vier Tonnen Makeup versucht wurde, das Alter zu kaschieren und es doch irgendwie künstlich ausgesehen hat. „Rogue One – A Star Wars Story“ aus 2016 hat das an die Spitze getrieben – dort hat ein Schauspieler mitgespielt, der eigentlich schon lange tot ist. Peter Cushing starb 1994.

Spezialeffekte erlauben es, nicht existierende Dinge realistisch auszusehen oder die Umgebung so zu verändern, wie man es gerade braucht. Sieht man sich die Dreharbeiten zu heutigen Filmen an, wird verdammt viel vor einem Greenscreen gedreht, nur um nachträglich die Szenerie so zu verändern, wie man sie braucht. CGI machts möglich. Aber sind die Filme deswegen jetzt besser? Nein, sie schauen nur besser aus. Manchmal. Denn wenn ein schlechter Film noch dazu schlechte Effekte hat, ist er einfach nur grottig.

Früher war alles besser…

Alte Schreibmaschine

Vor kurzem habe ich mir Indiana Jones angesehen. Den ersten Teil von 1981. Damals gab es noch nicht so viel CGI, da war noch alles Handarbeit. Beim Schauen sind mir zwei Dinge aufgefallen: Erstens ist der Film schon fast vierzig Jahre alt und spielt in einer Zeit (nämlich 1936), die damals fast genauso lange her war. Zweitens: Der Film hat Charme.

Er unterscheidet sich nämlich von allem, was man heute im Kino zu sehen bekommt. Die Dialoge sind länger, die Kameraführung ruhiger und die Effekte sind nicht perfekt. Seine Geschichte erzählt er trotzdem. Genau das macht den Charme aus.

… würde aber heute nicht mehr funktionieren

Super 8 Kamera

Die Erfolgsstory von Regisseuren von damals war fast immer die gleiche. Bereits als Jugendlicher mit der Super-8 Kamera vom Papa den ersten Spielfilm gedreht. War bei Stephen Spielberg und Peter Jackson so. Hat es offensichtlich lange gegeben, das Format.

Es war auch aufwändiger, einen Film zu machen. Es mussten Kulissen gebaut werden (Peter Jackson hat für den Film „Planet of the Peters“ den Garten seines Elternhauses umgegraben), die Aufnahmen mussten erst entwickelt, dann tatsächlich geschnitten und wieder zusammengeklebt werden.

Wahrscheinlich war deshalb auch die Erzählform anders. Lange Dialoge, ruhige Kameraführung, weniger Schnitte. Das würde heute auf keinen Fall mehr funktionieren. Zu langsam, zu viel Text, zu wenig Action. Mein liebstes Beispiel ist „2001 – Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick. Sechzig Prozent des Filmes wird nicht gesprochen. Selbst bei „Castaway“ gibt’s mehr Dialoge – und da spielt ein Volleyball die zweite Hauptrolle.  Ich habe mir 2001 vor kurzem angesehen – und bin drei Mal eingeschlafen. Ja, er ist gut gemacht, der Film. Aber irrsinnig langweilig. Aus heutiger Sicht.

Heute ist alles Anders

Captain Marvel

Stephen Spielberg und Peter Jackson machen auch heute noch gute Filme. Nur eben anders als damals. Mit mehr Spezialeffekten, schnelleren Schnitten, weniger Dialogen. Das Bild wackelt meistens, als wäre es mit dem Handy gefilmt wurde. Manche nervt das, für mich hat der Film dadurch aber mehr Dynamik.

Ohne Spezialeffekte kommt heute kein Film mehr aus. Das muss kein Marvel- oder Star Wars Film sein, selbst „Vice – der zweite Mann“ braucht Spezialeffekte, damit Christian Bale aussieht wie Dick Cheney. Die Effekte sind heute kaum mehr zu erkennen. Der Film wirkt daher realistischer – und das ist gut so. CGI sei Dank.

Deine Meinung ist uns wichtig

Du bist kein Freund von Spezialeffekten? Oder du kannst gar nicht genug davon kriegen? Schreib uns doch in den Kommentaren, warum.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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