Ein Video zu drehen ist heute wirklich einfach. Smartphone raus, draufhalten, schneiden, fertig. Aber sobald du dein Video veröffentlichen willst, wird es schnell komplizierter. Denn dann kommt das liebe Urheberrecht ins Spiel. Und das kann dir im schlimmsten Fall eine Abmahnung oder sogar eine Klage einhandeln, wenn du dich nicht daran hältst. Deshalb solltest du dich mit dem Thema etwas näher beschäftigen. Ohne juristische Paragrafenreiterei, aber mit dem nötigen Bewusstsein für das, was erlaubt ist und was nicht.
Das eigene Werk – und die Rechte anderer
Grundsätzlich gilt: Wenn du ein Video drehst, bist du der Urheber. Das heißt, du allein entscheidest, was damit passieren darf. Du kannst es veröffentlichen, bearbeiten, verkaufen oder es für dich behalten. Aber sobald in deinem Video Inhalte auftauchen, die nicht von dir stammen, wird es kritisch. Musik, Bilder, Logos, Bauwerke, Kunstwerke, Menschen im Bild. All das kann unter das Urheber- oder Persönlichkeitsrecht fallen.
Wenn du denkst, dass ein bisschen Musik im Hintergrund, ein Screenshot oder ein Schnipsel aus einem anderen Video OK ist, dann hast du dich geirrt. Denn sobald du etwas veröffentlichst, also auf YouTube hochlädst, auf Instagram teilst oder auf deiner Website einbindest, verlässt du den privaten Rahmen und das Urheberrecht greift mit voller Wucht.
Deshalb schauen wir uns hier mal an, wo du was beachten musst und wie du auf der sicheren Seite mit dem Urheberrecht bist.
Musik: Die häufigste Falle

Die meisten Urheberrechts-Probleme gibt es mit Musik. Du drehst einen schönen Urlaubsfilm, legst deinen Lieblingssong drunter und denkst dir nichts dabei. Solange dein Lieblingssong nicht lizenzfrei ist, wirst du schon beim Hochladen auf YouTube & Co darauf hingewiesen. Dabei ist es egal, ob du den ganzen Song oder nur einen Ausschnitt daraus verwendest. Die Plattformen erkennen solche Inhalte automatisch. Im einfachsten Fall kannst du mit dem Video kein Geld verdienen. Es kann aber auch sein, dass dein Video stummgeschaltet, gesperrt oder gelöscht wird. Und im schlimmsten Fall bekommst du Post.
Damit du bei der Musik keine Probleme mit dem Urheberrecht bekommst, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du kaufst dir die Lizenz – was richtig viel Geld kosten kann – oder du nimmst lizenzfreie Musik. Sogenannte GEMA-freie Tracks oder kommerziell nutzbare Musik über Plattformen wie Pixabay, Artlist, Epidemic Sound oder AudioJungle. Auch YouTube selbst bietet eine Audio-Bibliothek mit Songs, die du (je nach Lizenz) verwenden darfst. Das meiste davon ist kostenlos oder kostet ein paar Euro. Immer noch billiger wie eine richtige Lizenz.
Material aus anderen Videos
Immer wieder sehe ich Videos, in denen Szenen aus anderen YouTube-Clips eingebaut werden. Auch ich mache es bei meinen Videos. Sei es ein lustiger Ausschnitt, ein Zitat aus einem Interview oder ein kurzer Zusammenschnitt aus einem Film. Die Versuchung ist groß, denn das Material ist ja da, leicht zugänglich und oft genau das, was man gerade braucht. Aber auch hier gilt: Nur weil etwas auf YouTube steht, heißt das noch lange nicht, dass du es einfach verwenden darfst. Jedes Video, das jemand auf YouTube hochlädt, unterliegt dem Urheberrecht, selbst wenn es sich um scheinbar banale Inhalte handelt. Willst du Teile daraus nutzen, brauchst du in der Regel die ausdrückliche Erlaubnis der Urheberin oder des Urhebers.
Es gibt zwar eine Funktion auf YouTube, bei der einige Videos unter einer sogenannten Creative Commons-Lizenz stehen. Die darfst du unter bestimmten Bedingungen verwenden, meist mit Namensnennung. Aber auch das ist keine generelle Freigabe für alles. Besonders bei Szenen aus Filmen, Serien oder Musikvideos gilt: Finger weg, wenn du keine Rechte daran hast. Selbst ein paar Sekunden können rechtliche Folgen haben, unabhängig davon, ob du das Video monetarisierst oder nicht. Wenn du Material brauchst, das du nicht selbst erstellt hast, suche lieber gezielt nach frei verfügbaren Quellen mit klaren Lizenzangaben. Damit sparst du dir später viel Ärger.
Bilder, Logos, Marken
Ein weiteres Minenfeld sind Logos und Marken im Bild. Filmst du in der Stadt und im Hintergrund leuchtet groß ein Coca-Cola-Logo? Oder du hältst ein Produkt in die Kamera, auf dem klar ein Markenname zu erkennen ist? Auch das kann problematisch sein, vor allem bei kommerziellen Projekten. Generell ist es ratsam, auf erkennbare Markenzeichen zu verzichten oder sie zu verwischen. Ähnliches gilt für fremde Bilder oder Screenshots: Was du nicht selbst fotografiert hast oder für das du keine Lizenz hast, gehört nicht ins Video.
Personen filmen – und das Recht am eigenen Bild
Mindestens genauso heikel ist das Thema Menschen im Video. Grundsätzlich darfst du niemanden ungefragt filmen und veröffentlichen. Das sogenannte „Recht am eigenen Bild“ schützt jede Person davor, ohne Zustimmung gezeigt zu werden. Ausnahmen gelten nur bei öffentlichen Veranstaltungen, Versammlungen oder wenn die Person nur „Beiwerk“ ist – also nicht im Fokus steht. Aber auch da ist Vorsicht besser als Nachsicht. Vor allem bei Kindern, bekannten Persönlichkeiten oder in heiklen Kontexten solltest du immer vorher fragen.
Was ist erlaubt – und was ist Grauzone?
Natürlich gibt es auch viele Grauzonen. Darf ich eine Filmkulisse in einem Freizeitpark filmen? Was ist mit Street-Art? Oder wenn im Hintergrund zufällig ein Radiolied läuft? Die Antworten darauf sind oft: „Kommt drauf an.“ Viele Situationen lassen sich nur im Einzelfall beurteilen, und auch Gerichte sind sich da manchmal nicht einig. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, dann gilt: Lieber zu viel fragen oder Rechte einholen als zu wenig. Oder kreativ sein und komplett auf eigene Inhalte setzen.
Zusammengefasst
Das Urheberrecht ist kein Spielverderber, es ist ein Schutz. Es schützt dein eigenes Werk, aber eben auch das der anderen. Wenn du das im Hinterkopf behältst, ist schon viel gewonnen. Du musst kein Jurist sein, um legal Videos zu veröffentlichen. Aber ein bisschen Aufmerksamkeit und Respekt vor dem geistigen Eigentum anderer helfen dir, auf der sicheren Seite zu bleiben – und am Ende mehr Freude an deinem Filmprojekt zu haben.
Du hast auch schon Erfahrungen mit dem Urheberrecht beim Filmen gemacht? Dann hinterlasse doch einfach einen Kommentar.