Die richtige Belichtung beim Filmen

Und es ist mir wieder passiert. Die Aufnahme ist komplett überbelichtet. Da kannst du selbst mit der besten Software nicht mehr viel korrigieren. Denn sie hat kaum Details, weder in den hellen noch in den dunklen Bereichen. Die kann ich wegschmeißen.

Ok, es war eine schwierige Umgebung zum Filmen. Draußen war es sonnig, aber gefilmt habe ich in einer Halle. Mit großen Fenstern auf der einen Seite und einem schattigen Bereich auf der anderen. Und wenn du dann die Kamera auf den dunklen Bereich einstellst, aber in den hellen Bereich schwenkst, siehst du gar nichts mehr.

Aber wie kannst du das verhindern? Wie stellst du sicher, dass deine Aufnahme richtig belichtet ist? Schauen wir uns das mal an.

Warum die richtige Belichtung wichtig ist

Eine korrekte Belichtung bei der Aufnahme ist entscheidend für die Qualität deines Videos. So stellst du nämlich sicher, dass sowohl in den hellen als auch den dunklen Bereichen deiner Aufnahme ausreichend Details vorhanden sind. Der Kontrast ist ausgewogen und das Bild wirkt lebendig und dynamisch. Farben werden korrekt wiedergegeben und die Aufnahme lässt dir in der Nachbearbeitung genügend Spielraum.

Kurzum: Die Belichtung sorgt also dafür, dass die Details in deiner Aufnahme klar erkennbar sind, die Farben werden richtig wiedergegeben und es ist ausreichend Kontrast vorhanden. Falsche Belichtung macht genau das Gegenteil. Du siehst gar nichts, weil alles viel zu dunkel oder viel zu hell ist. Keine Details, kein Kontrast, kaum Farben. Kannst du knicken.

Wie du sehen kannst, ob deine Belichtung passt

Da wäre es doch schön, wenn du schon bei der Aufnahme kontrollieren kannst, ob die Belichtung passt. Auf dem kleinen Bildschirm siehst du ja nicht wirklich was. Da brauchts schon ein paar Hilfsmittel.

Verwende das Histogramm

Bei vielen Kameras, sogar bei den meisten Smartphones, kannst du dir das Histogramm anzeigen lassen. Das zeigt dir die Verteilung der Helligkeitswerte in einem Bild.

Das Histogramm beim Filmen ist ein Diagramm, das dir zeigt, wie hell oder dunkel die verschiedenen Teile deiner Aufnahme sind. Es ist eine Grafik, die die Helligkeit von Schwarz (ganz dunkel) bis Weiß (ganz hell) darstellt. Wobei schwarz links und weiß rechts ist. Auf der vertikalen Achse – also die, die nach oben geht – siehst du, wie viele Teile deiner Aufnahme im jeweiligen Bereich ist.

Belichtung und Histogramm
Richtige Belichtung mit dem Histogramm

Wenn der Gipfel auf der linken Seite ist, dann hat deine Aufnahme viele dunkle Bereiche, aber wenig helle. Das Bild ist also unterbelichtet. Ist der Gipfel rechts, dann hast du wenig dunkle Bereiche, aber viele helle. Deine Aufnahme ist also überbelichtet.

Das Ziel beim Histogramm ist immer, dass der Gipfel in der Mitte ist. Denn das bedeutet, dass du weder zu viele dunkle noch zu viele helle Bereiche hast. Die Belichtung passt also.

Mit dem Histogramm kannst du also sicherstellen, dass deine Aufnahmen gut belichtet sind. Wenn das Histogramm an den linken oder rechten Rand stößt und dort „abgeschnitten“ aussieht, sind Teile deines Videos zu dunkel oder zu hell und du verlierst wichtige Details.

Die Überbelichtungs-Warnung

Manche Kameras bieten auch die Möglichkeit, dass du dir die Überbelichtungs-Warnung anzeigen lassen kannst. Das sind entweder Streifen oder blinkende Bereiche am Bildschirm. Bei der Aufnahme selbst siehst du die nicht, aber sie zeigen dir, welche Bereiche im Bild überbelichtet sind. Wenn du zum Beispiel draußen filmst, kann es sein, dass du diese Warnung in dem Bereich angezeigt bekommst, wo der Himmel ist. Typischerweise oben, außer du filmst verkehrt. Dann unten.

Zebras
Keine Überbelichtungs-Warnung. Die Streifen sind echt.

Die Überbelichtungs-Warnung ist besonders nützlich, um überbelichtete Bereiche in deinem Bild zu identifizieren und zu korrigieren. Durch die Anpassung der Belichtungseinstellungen oder des Aufnahmewinkels kannst du die überbelichteten Bereiche reduzieren und eine bessere Belichtung in deinen Aufnahmen erreichen.

Und was du dagegen tun kannst

Gut, mit dem Histogramm und der Überbelichtungs-Warnung siehst du, dass bei deiner Aufnahme die Belichtung nicht passt. Aber was kannst du jetzt machen? Ganz einfach, die richtigen Einstellungen für Blende, Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit vornehmen. Oder gleich einen Filter verwenden.

Verändere den ISO-Wert

Die einfachste Möglichkeit, deine Belichtung zu korrigieren, ist die Veränderung des ISO-Wertes. Der bestimmt, wie viel Licht vom Sensor aufgenommen werden soll. Je höher der Wert ist, desto mehr Licht wird aufgenommen. In einer hellen Umgebung reicht ein ISO-Wert zwischen 100 und 200. In einer dunklen Umgebung brauchst du einen höheren Wert. Der sollte aber nicht über 800 liegen, weil du sonst zu viel Bildrauschen in den dunklen Bereichen bekommst. Wenn auch dieser Wert nicht reicht, musst du noch tiefer in die Trickkiste greifen.

Ändere die Blendenzahl

Mit dem Verstellen deiner Blendenzahl kannst du noch mehr Licht auf den Sensor fallen lassen. Denn die steuert, wie weit deine Blende, also die „Pupille“ deines Objektives, geöffnet ist. Die Blendenzahl selbst ist ein wenig verwirrend. Denn sie wird mit einem Bruch angegeben. Zum Beispiel f/16 oder f/2.8. Je größer die Zahl hinter dem Schrägstrich ist, desto kleiner ist deine Blendenöffnung. Ist die Zahl kleiner, ist die Blende weit offen. f/16 ist also eine kleine Blende, f/2.8 ist eine große. Warum das so ist, habe ich schon einmal erklärt.

Wenn deine Aufnahme also unterbelichtet ist, obwohl du schon einen ISO-Wert von 800 eingestellt hast, solltest du die Blendenzahl so ändern, dass die Zahl hinter dem Schrägstrich kleiner wird. Die Blende wird weiter geöffnet, es fällt mehr Licht auf deinen Sensor und deine Aufnahme wird heller. Umgekehrt kannst du eine zu helle Aufnahme korrigieren, indem du bei der Blende die Zahl hinter dem Schrägstrich vergrößerst. Dann wird die Blende kleiner und die Aufnahme dunkler, weil weniger Licht auf den Sensor fällt.

Die Verschlusszeit

Eine weitere Einstellung, die du vornehmen kannst, ist die Verschlusszeit. Die bestimmt, wie lange der Verschluss der Kamera geöffnet bleibt und Licht auf den Bildsensor fällt. Der Wert wird ebenfalls mit einem Bruch angegeben. Zum Beispiel sagt dir eine Verschlusszeit von 1/48, dass dein Verschluss eine Achtundvierzigstel Sekunde geöffnet ist. Eine längere Verschlusszeit, zum Beispiel 1/48, lässt mehr Licht herein und erhöht die Belichtung, während eine kürzere Verschlusszeit, zum Beispiel 1/96, weniger Licht zulässt und die Belichtung verringert. Das Anpassen der Verschlusszeit ermöglicht es dir also, die Belichtung entsprechend anzupassen.

Hier ist aber Vorsicht geboten. Denn das Verändern der Verschlusszeit ändert nicht nur die Belichtung, du kriegst auch mehr Bewegungsunschärfe rein. Die Bewegung wirkt also verschwommen. Außerdem kann eine falsche Verschlusszeit dazu führen, dass deine Aufnahme flackert. Denn die Verschlusszeit sollte immer ein Vielfaches deiner Framerate sein. Damit die beiden synchron sind. Also wenn du zum Beispiel mit 24 Bildern pro Sekunde aufnimmst, dann sollte deine Verschlusszeit 1/48 oder 1/96 sein. Das ist die so genannte 180-Grad Shutter Regel.

Was auch noch hilft: Filter

Sollte das alles nichts helfen, dann brauchst du einen Filter. Die Sonnenbrille deines Objektivs. Mit dem Aufschrauben eines so genannten ND-Filters kannst du die Belichtung ebenfalls verändern.

ND-Filter, kurz für Neutraldichtefilter, sind optische Filter, mit denen die Menge an Licht reduziert wird, die auf den Bildsensor gelangt. Farben oder die Bildschärfe werden dadurch aber nicht beeinflusst. Diese Filter sind neutral, was bedeutet, dass sie das Licht gleichmäßig über das gesamte sichtbare Spektrum reduzieren, ohne Farbverschiebungen zu verursachen.

Verschiedene Filter für die Kamera

ND-Filter sind in verschiedenen Dichten oder Stärken erhältlich, die die Menge an Licht reduzieren, die sie durchlassen. Typische ND-Filterwerte reichen von ND2 (reduziert die Lichtmenge um eine Blendenstufe) bis ND1000 (reduziert die Lichtmenge um etwa 10 Blendenstufen). Je höher die Dichte des ND-Filters, desto mehr Licht wird blockiert.

Mit einem ND-Filter kannst du also deine Belichtung ebenfalls beeinflussen. Nur musst du die in der Regel aufschrauben. Das dauert. Ich setze die ND-Filter nur dann ein, wenn ich weiß, dass ich den ganzen Tag in einer hellen Umgebung filme. Zum Beispiel auf Reitturnieren. Beim Filmen einer Hochzeit ist er eher hinderlich. Weils eben dauert, bis er drauf ist. Da verwende ich normalerweise verschiedene Objektive. Geht schneller.

Kurz und knapp

Zusammengefasst kannst du also deine Aufnahmen besser machen, indem du dir das Histogramm und die Überbelichtungs-Warnung auf deiner Kamera oder deinem Smartphone anzeigen lässt. Durch Verändern des ISO-Wertes und der Blendenzahl kannst du die Belichtung so weit korrigieren, dass beim Histogramm der Gipfel in der Mitte ist und die Überbelichtungs-Warnung wenig bis gar nichts anzeigt. Wenn das alles nichts hilft, dann schraub einen ND-Filter drauf. Oder sorge für mehr Licht. Je nachdem, ob die Aufnahme zu hell oder zu dunkel ist.

Deine Meinung ist gefragt

Welche Erfahrungen hast du mit der Belichtung beim Filmen? Gibt’s noch weitere Tricks? Dann schreibs doch bitte in die Kommentare. Damit das die anderen auch erfahren.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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