Die richtige Framerate beim Filmen

Die Framerate spielt eine wichtige Rolle beim Filmen und beeinflusst maßgeblich die visuelle Wirkung eines Films. Die Framerate, auch Bildwiederholrate genannt, gibt an, wie viele Bilder oder Frames pro Sekunde (fps) aufgenommen und wiedergegeben werden. Die Auswahl der richtigen Framerate hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der gewünschte visuelle Stil, der Verwendungszweck des Films und die technischen Anforderungen. So hat ein Film, den du im Kino anschaust, eine Framerate von 24 fps, im Fernsehen hast du 25 oder 30 fps, je nachdem, wo du dich befindest. Und IMAX-Filme können mit bis zu 48 fps abgespielt werden.

Aber warum ist das so? Und welche Framerate solltest du bei deinen Aufnahmen verwenden? Schauen wir uns das einfach mal an.

Warum 24 Bilder pro Sekunde?

Die Wahl von 24 Frames pro Sekunde (fps) für Filme hat historische Ursprünge und ist eng mit den technischen und künstlerischen Entwicklungen der Filmindustrie verbunden. Die Entscheidung für 24 fps wurde in den Anfangstagen des Films getroffen und hat sich seither als Standard für kinematografische Produktionen etabliert.

Die Bildwiederholrate von 24 fps erzeugt einen spezifischen kinematischen Look, der als ästhetisch ansprechend und filmisch empfunden wird. Fürs menschliche Auge waren 24 Bilder pro Sekunde ausreichend, denn wir nehmen nur 14 bis 16 Bilder pro Sekunde wahr. Das war auch einer der Gründe, warum für Stummfilme eine Framerate von 1.000 Bildern pro Minute oder 16 2/3 Bilder pro Sekunde als Standard festgelegt wurde. Denn Filmmaterial war teuer und die Verwendung einer niedrigen Framerate halt, die Materialkosten zu senken.

Mit der Zeit änderte sich das. Erstens wurde das Filmmaterial günstiger und zweitens kam der Tonfilm auf. Denn dabei spielte die Bildwiederholrate eine Rolle bei der Synchronisation von Bild und Ton. Die Filmindustrie legte sich auf 24 fps fest, ein Standard, der auch heute noch gilt. Obwohl heute auch höhere Frameraten wie 30 fps oder 60 fps in bestimmten Kontexten verwendet werden, bleibt 24 fps der Standard für die meisten Kinoproduktionen. Dies liegt vor allem daran, dass Filmemacher und Zuschauer den charakteristischen Filmlook schätzen und sich an die Ästhetik von 24 fps gewöhnt haben.

Und was hat das mit deiner Aufnahme zu tun?

Smartphone beim Filmen ohne Framerate

Selbst Smartphones können Videos schon mit einer höheren Framerate als 24 fps aufnehmen. Aber macht das überhaupt Sinn? Mitnichten, kommt drauf an, was du filmst.

Beim Filmen gibt es zwei Begriffe, die mit der Framerate zu tun haben: Overcranking und Undercranking. Diese Begriffe kommen aus einer Zeit, wo der Film in der Kamera noch mit einer Kurbel – auf Englisch „Crank“ – gedreht wurde. Overcranking heißt Überdrehen, Undercranking wird von Google mit „Unterkurbelung“ übersetzt. Naja, „Unterdrehen“ klingt auch komisch. Heute wird nichts mehr mit einer Kurbel gefilmt, das macht deine Kamera automatisch. Aber diese beiden Techniken kommen heute noch zum Einsatz.

Beim Overcranking wird mit einer höheren Framerate aufgenommen, das Material aber später mit einer niedrigeren Framerate wiedergegeben. Also zum Beispiel mit 60 fps oder mehr. Bei der anschließenden Wiedergabe mit 24 fps entsteht dann ein Zeitlupen-Effekt. So wird aus einer aufgenommenen Sekunde mit 60 fps ein Clip, der 2,5 Sekunden dauert. Ich wähle zum Beispiel bei meinen Aufnahmen für Mounted Games Turniere immer eine Framerate von 60fps. Weil ich anschließend auch Zeitlupen verwenden kann, ohne dass das Filmmaterial ruckelt.

Beim Undercranking dagegen wird mit einer niedrigeren Framerate aufgenommen. Zum Beispiel mit 12 fps. Das erzeugt bei der anschließenden Wiedergabe mit 24 fps einen Zeitraffer-Effekt. Das Material wird doppelt so schnell wiedergegeben. Ein Clip, der eine Sekunde dauert und mit 12 fps aufgenommen wurde, dauert so also nur mehr eine halbe Sekunde.

Diese Technik wird besonders bei Action-Sequenzen verwendet, so wie die hier aus Transporter 3. Solche Szenen werden normalerweise mit eine Framerate von 20 fps aufgenommen. Die Bewegungen wirken dadurch schneller, schauen aber dennoch realistisch aus.

Ein Beispiel für gefaktes Undercranking ist dieser Clip. Hier habe ich einfach in der Nachbearbeitung die Geschwindigkeit um 20% erhöht. Dadurch entsteht zwar auch der Gleiche Effekt, es fehlen aber Nebenwirkungen wie zum Beispiel Bewegungsunschärfe. Ist aber bei einem Stummfilm eher Nebensache.

Die Wahl der richtigen Framerate

Abhängig davon, was du aufnimmst und welche Kamera du hast, solltest du deine Framerate entsprechend einstellen. Hochzeitsfilme nehme ich normalerweise mit 24 fps auf. Außer ich möchte eine „epische“ Aufnahme vom Brautpaar, die ich anschließend mit einer leichten Zeitlupe wiedergeben möchte. Dann nehme ich 60 fps. Genauso wie bei Sportaufnahmen. Hier stelle ich immer 60 fps ein, denn ich kann sie anschließend sowohl normal als auch als Zeitlupe wiedergeben.

Undercranking, als Aufnehmen mit einer geringeren Framerate, verwende ich relativ selten. Eigentlich nie. Denn ich habe keine Anwendung für einen Zeitraffer. Action-Sequenzen zählen offensichtlich nicht zu meinen Stärken. Oder Musikvideos. Weil diese Technik auch hier oft zum Einsatz kommt.

Beim Filmen selbst arbeite ich immer mit Voreinstellungen. Auf meiner GH5 habe ich zwei Einstellungen vorbelegt. Einmal 4k mit 24 fps und einem 180° Shutter, einmal 4k mit 60 fps und ebenfalls einem 180° Shutter. So kann ich schnell und einfach die Framerate meiner Aufnahme umstellen, ohne großartig ins Menü gehen zu müssen.

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Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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