20 Jahre wieselfilm – ein Rückblick

Endlich ist die Zeit gekommen, dass ich einmal zurückschaue. Das macht man doch Ende des Jahres immer. Da kommt ein Rückblick nach dem anderen. Für mich war das aber anders. Denn das ganze Jahr habe ich schon etwas vor mir hergeschoben, das ich machen wollte. Einen Rückblick auf zwanzig Jahre wieselfilm. Aber wie das so ist, komme ich erst jetzt – im letzten Moment – dazu.

Eigentlich war die Geburtsstunde von wieselfilm irgendwann im September 2003. Warum weiß ich das? Weil ich zum Geburtstag eines Freundes einen Film gemacht habe. Ich hatte eine Woche Urlaub und schnitt auf Pinnacle Studio meinen Urlaubsfilm. Wirklich eine Woche lang. Und weil mir im Vorspann etwas gefehlt hat, habe ich einfach „Der Wieselfilm“ geschrieben. Das war eigentlich ein „Insider“, der sich zwanzig Jahre lang gehalten hat. Hätte ich mir nicht gedacht. Aber seitdem hat sich einiges getan. Schauen wir doch einfach mal zurück.

Die Anfänge

Wie bereits erwähnt, war der erste „Wieselfilm“ ein Urlaubsfilm über Neuseeland. Der hätte zwar länger werden sollen als knapp zwei Minuten. Das Video war eigentlich nur als Intro gedacht. Nachdem ich dafür allein aber schon eine Woche gebraucht habe, hats mich irgendwie nicht mehr interessiert. Und diejenigen, die sich das Video angesehen haben, fanden es genial, dass ich acht Stunden Rohmaterial aus fünf Wochen Urlaub auf zwei Minuten zusammengeschrumpft habe. Gut, ich könnte es noch immer machen, weil ich die Original miniDV-Bänder noch zu Hause habe, aber ich denke, die Zeit ist vorbei. Außerdem hab ich keinen Camcorder mehr dafür, also wird digitalisieren schwierig.

Mein kleiner Film wurde ein überragender Erfolg. Gut, ich war damit weder auf irgendwelchen Festivals oder im Kino, aber im Freundeskreis ist er gut angekommen. Die Kritiken waren durchwegs positiv. Waren glaub ich auch nur drei und das waren Freunde, die auch einen Film wollten. Wahrscheinlich war ich einfach nur der Einzige, der nicht nur eine Kamera bedienen, sondern das Video dann auch schneiden konnte. Und so kam dann die Hochzeitsfilm-Phase.

Zehn Hochzeitsfilme

Hochzeit Haare zusammenbinden

Denn ab diesem Zeitpunkt war ich auf Hochzeiten derjenige, der immer mit der Kamera herumläuft. Die Wochen danach habe ich mit Schneiden verbracht, das Ganze auf DVD gebrannt und dann in einer feierlichen Premiere dem Hochzeitspaar übergeben. Und eigentlich interessieren mich Hochzeitsfilme eher weniger. Da gibt’s kein Skript, du brauchst keine Spezialeffekte und am Ende des Tages schauen die Leute sich den Hochzeitsfilm zwei, drei Mal an. That‘s it.

Für die Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich meine Archive geöffnet und mir ein paar dieser Hochzeitsfilme angesehen. Natürlich nicht vom Anfang bis zum Ende. Einfach mal nur schnell reingeschaut. Und das Ergebnis war ernüchternd. Besonders bei den Frühwerken. Nicht nur die bescheidene miniDV-Auflösung von 720 x 576 Pixeln war schlecht. Auch die Dauer der Hochzeitsfilme war Wahnsinn. Mein erster, inzwischen aber glücklicherweise verschollener, Hochzeitsfilm hat Neunzig Minuten gedauert. Eineinhalb Stunden. Knapp die Hälfte davon nur Kirche. Wer bitteschön schaut sich das an? Auch bei den späteren Filmen war die Dauer ähnlich. Blockbuster wurde kein Einziger. Liegt vielleicht auch daran, dass fast alle Hochzeitspaare von damals inzwischen geschieden sind.

Ein paar Urlaubsfilme

Aber nicht nur auf Hochzeiten bin ich immer mit der Kamera herumgelaufen, auch im Urlaub hatte ich sie immer mit. Denn eigentlich wollte ich Urlaubsfilme machen. Für mich selbst. YouTube gabs damals noch nicht in der Form und Größe, deshalb liegen die meisten der Urlaubsvideos auf irgendwelchen externen Festplatten bei mir. Und hochladen werde ich die auch nicht. Die waren nicht gut.

Was ich damals aber schon gemacht habe, war herumprobieren. Ich wollte meine Aufnahmen nicht nur aneinanderreihen, sondern durch zusätzliche Inhalte aufpeppen. So habe ich zum Beispiel für den Urlaubsfilm für Australien Google Maps-Fotos genommen und eine rudimentäre Form eines „World-Zoom“ gemacht. Also zum Beispiel reinzoomen auf Sydney. Das hat Tage gedauert, bis das fertig war. Sieht man aber heute auch noch ab und zu in meinen Videos. Weil es heute schneller und einfacher geht dank Google Earth Studio.

Bei vielen meiner Urlaubsfilme habe ich gar nicht mehr gewusst, dass es sie gibt. Die habe ich erst vor kurzem auf einer externen Festplatte mit der Größe eines Ziegelsteines entdeckt. Unglaublich, wie lange die Dinger halten.

Leicht übertrieben

Screenshot Turning 40

Mit dem Herumprobieren konnte ich einigen Effekte machen. Einmal habe ich in einem Video einen Effekt wie in „24“ gemacht. Digitale Buchstaben, die erscheinen. Das habe ich mit Adobe Premiere und Corel Photopaint gemacht. Jedes Mal acht einzelne Bilder, die ich anschließend aneinandergereiht habe. Das war ein Aufwand. Unglaublich.

Danach hat mir jemand erzählt, dass es da ein eigenes Programm von Adobe gibt. Das heißt After Effects. Mit dem sollte das eigentlich einfacher gehen. Also habe ich mir mal die Testversion heruntergeladen und war komplett überfordert. Da hast du keine Sequenzen, sondern Kompositionen. Deine Timeline hat keinen Sound und du kannst irgendwie Dinge animieren. Text zum Beispiel oder Formen.

Trotz meiner geistigen Überforderung habe ich mich sehr lange mit After Effects beschäftigt. Am Anfang habe ich es hauptsächlich für Titel-Animationen genommen. Irgendwann musste ich aber Personen verschwinden lassen. Ich wollte sie wegbeamen. Weil dafür Adobe Premiere nicht ausreicht, musste ich After Effects nehmen. Und nach mehreren Stunden Tutorials ansehen und herumprobieren war mein Übergang dann fertig. Hat ganze drei Sekunden gedauert.

Das hat aber mein Interesse geweckt. Was konnte man noch damit machen? Und zufälligerweise stand mein runder Geburtstag an. Weil ich nicht wollte, dass dort irgendwelche peinlichen PowerPoints über mich gebracht werden, habe ich mir einfach meinen eigenen Geburtstagsfilm gemacht. Mit dem vollen Programm. Greenscreen, 3D-Animationen, Audio-Synchronisierung und Soundeffekte. Gefühlt hundert Stunden habe ich dafür gebraucht, wobei knapp die Hälfte davon mit herumprobieren draufgegangen ist. Das Ergebnis war ein voller Erfolg. Kein einziges peinliches PowerPoint wurde auf meiner Geburtstagsfeier gebracht.

Fünf Jahre wieselfilm.net

Mein eigener Geburtstagsfilm war auch der Grund, warum ich diese Seite gestartet habe. Ursprünglich wollte ich nur eine Seite haben, auf der ich meine Erfahrungen und das, was ich dabei gelernt habe, niederschreiben konnte. Nach längerem Überlegen bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass doch diese Infos auch für andere interessant sein könnten. Das war der Start von wieselfilm.net. Eigentlich nur eine Gedankenstütze für mich, die für andere ebenfalls interessant ist. So haben sich in den letzten fünf Jahren über zweihundert dieser „Gedankenstützen“ in Form von Beiträgen angesammelt. Damit du auch von dem profitieren kannst, was ich gelernt habe.

Und dann kamen Pferde

Eigentlich bin ich durch meine Tochter zum Reiten gekommen. Ich bin zwar als Kind mal geritten, es war aber kein Thema mehr. Aber meine Tochter wollte unbedingt reiten gehen. Und weil ich meinen Mund nicht halten kann, bin ich selbst auch am Pferd gesessen. Und habe kurz darauf ein Video über Mounted Games gemacht. Das wurde (und wird nach wie vor noch immer) dort, wo wir reiten, nämlich gemacht. Ist ein spannender Sport und wir sind – dank meiner Tochter – immer auf den Turnieren mit dabei. Genauso wie mein ganzes Equipment.

Das ist auch der Grund, warum es auf dem YouTube-Kanal von wieselfilm so viele Videos über Mounted Games und Pferde gibt. Angefangen habe ich damals mit meiner Canon EOS 100D. Heute habe ich meine GH5 ständig am Ronin SC montiert und filme alles, was mir vor die Linse läuft. Die Drohnen kommen weniger zum Einsatz. Weil man sowieso nirgendwo mehr fliegen darf.

Die Technik verfeinert

In zwanzig Jahren hat sich bei meiner eingesetzten Technik einiges getan. Damals war miniDV State of the Art. Kleine, kompakte Kameras, die für damalige Verhältnisse eine saugute Auflösung hatten. Und so etwas wollte ich auch. Deshalb habe ich mir 2002 eine Panasonic NV-GS1EG gekauft. Die war einfach nur klein. Entsprechend war auch das Ergebnis. Denn das Objektiv war fix verbaut und hatte Ähnlichkeit mit einem kleinen Abflussrohr. Auch die Auflösung war – aus heutiger Sicht – bescheiden. 720 x 576 Pixel war damals unglaublich und mehr als ausreichend. Weil die meisten Filme dann auf DVD gebrannt wurden. Und die hat genau diese Auflösung.

Zehn Jahre später wurde es Zeit für ein Update. Ich kaufte mir eine Sony HDR-CX130E. Die hatte zwei Vorteile: Erstens nahm sie Videos direkt auf eine SD-Karte auf. Kein lästiges Überspielen mehr deiner Videos von Band auf Platte. Hier konntest du die Clips einfach kopieren. Was natürlich viel schneller ist. Und zweitens konnte sie Videos in FullHD aufnehmen. Das sind fünf Mal mehr Pixel als bei miniDV.

Wenn ich mir diese Kamera im Rückblick so anschaue, war das zwar ein günstiger Kauf, ich hab sie aber nicht wirklich genutzt. Denn damals habe ich sehr wenig gefilmt. Kein Wunder, war ich doch gerade Papa geworden. Und kurz darauf habe ich mir eine Canon EOS 100D gekauft. Hauptsächlich zum Fotografieren, die konnte aber ebenfalls Videos in FullHD aufnehmen. Mit einer viel besseren Qualität. Mit der habe ich dann hauptsächlich gefilmt und die Videos auch geschnitten.

Und dann gings erst richtig los. Genau in dieser Reihenfolge. DJI Osmo, DJI Mavic Pro, Panasonic Lumix GH5, DJI Mavic Air 2, Panasonic Lumix GH6, DJI Ronin SC und Osmo Mobile. Die Auflösung war inzwischen 4k. Das sind dreißig Mal mehr Pixel als bei miniDV. Was auch entsprechende Rechnerleistung beim Schneiden braucht. Da sind in den letzten paar Jahren auch ein paar Notebooks über meinen Tisch gewandert.

Da stehen wir heute

Als ich für diesen Rückblick meine ganzen Archive durchstöbert habe, sind mir ein paar Dinge aufgefallen. Neben der Technik, die sich massiv geändert hat, ist auch die Art, wie ich Videos mache, anders geworden. War zum Beispiel früher ein Hochzeitsfilm von mir eineinhalb Stunden lang, dauert er heute zwischen sechs und acht Minuten. Das Wichtigste ist drinnen und solche kurzen Videos schauen sich die Menschen auch an.

Die Videos sind aus meiner Sicht qualitativ viel hochwertiger geworden. Inzwischen weiß ich, welche Aufnahmen in einem Video nicht fehlen dürfen, wie After Effects funktioniert und was es mit der Blendenzahl auf sich hat. Weil Ich in den letzten zwanzig Jahren verdammt viel dazu gelernt habe. Und verdammt viel Geld für Equipment ausgegeben. Hauptsache, es macht eben Spaß. Das dazulernen, nicht das Geld ausgeben.

Und wie schaut die Zukunft aus?

Mehr Videos. Das ist mein Plan für die Zukunft. War es aber auch in der Vergangenheit. Ich hätte schon ein paar Ideen, die fertig in der Schublade liegen. Zum Beispiel meine Erklärvideos. Nachdem Videos machen aber nicht mein Hauptberuf ist, fehlt mir dafür einfach die Zeit. Was aber auch den Vorteil hat, dass nicht das Finanzielle im Vordergrund steht. Deshalb kann ich das machen, was mir Spaß macht. Zum Beispiel mit Schülern einen Film drehen, den sie selbst geschrieben haben.

Was ich auch in Zukunft machen werde, sind wöchentliche Beiträge auf wieselfilm.net. Damit du auch dazu lernen kannst, was ich gelernt habe. Oder weil ich mir was Neues gekauft habe und es der Welt zeigen möchte. Die Seite braucht aber mal einen „Refresh“, das steht dann nächstes Jahr an. Damit sie schneller und ansehnlicher wird. Ist schon ein wenig angestaubt.

Sag mir doch deine Meinung

Du willst mir Glückwünsche zukommen lassen? Oder mir zu diesem Rückblick gratulieren? Oder hast du einen Wunsch ans Christkind? Dann schreibs doch in die Kommentare. Weil dazu sind sie da.

Edgar Grasl

Edgar ist der kreative Kopf hinter Wieselfilm. Als bekennender Equipment-Junkie muss er immer das Neueste kaufen und testet die Dinger dann ausgiebig. Die ganzen Pferdefilme auf wieselfilm sind seinem Hobby geschuldet, dem Reiten.

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